Das lobe ich am Internet: Man kommt leicht an digitale Leseproben. Stößt auf Titel, die man ohne das kleine Appetithäppchen wohl nicht gelesen hätte oder, leider häufiger, weiß nach ein paar Seiten, welche Lektüre man sich ersparen kann. Heutiger Zeitgewinn: →die Wolf-Haas-Leseprobe.
Sind nur fünf Seiten Text; aber die reichen schon. „Ich persönlich schau heute lieber auf die positiven Seiten des Lebens.“ Genau. Ich auch. Manchmal knabbere ich gerne wie ein Krimikanickel am Humöhrchen, aber schon nach diesen fünf Seiten liegt mir die Rohkost schwer im Magen. Nun ist die Kurve meiner Haas-Lektüre eh schon eine stark progressiv fallende. Vom „nett und originell“ des ersten Buches bis zum „nicht schon wieder!“ des letzten, das vielleicht gar nicht das letzte war, aber bestimmt das letzte, das ich von ihm gelesen habe. Dem Mann ist ja kein Vorwurf zu machen. Er hat Erfolg damit. Und wird auch mit diesem erneuten Aufguss seines Krimihumors wieder Erfolg haben, daran war nie zu zweifeln.
Aber nicht bei mir. Wenn mir einer einen Witz zum zweiten Mal erzählt, kann er nicht erwarten, dass ich noch mal lache, es sei denn, ich hätte den Witz vergessen. Wolf Haasens Stil kann man nicht vergessen, was einerseits für ihn spricht, andererseits jedoch stark gegen ihn, wenn dieser Stil nichts sonst ist als Stil. Auf den besagten fünf Leseprobenseiten hat sich ein déjà-lu ans andere gereiht, meine Mundwinkel haben sich nicht nach oben gebogen, sondern waren irgendwann gar nicht mehr vorhanden, was immer ein schlechtes Zeichen ist.
Wenn ich noch nicht gewusst hätte, was affirmatives Lesen im Wunderland der Kriminalliteratur anrichten kann – jetzt wüsste ich’s aber. Nu, immerhin: Ich weiß jetzt auch, was ich in den nächsten Wochen nicht lesen muss. Auch nicht, wenn sich die Kollegschaft überschlagen sollte, womit vorsichtshalber gerechnet werden sollte. Ich lese statt dessen Bücher, die mich wirklich überraschen, etwa Geoffrey Households „Einzelgänger männlich“. Das ist schon 70 Jahre alt. Und mit einem sehr merkwürdigen Humor ausgestattet, den man mit bloßem Leseauge nicht erkennt, sondern erarbeiten muss.
Haas also hiermit erledigt.
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Weil du die philosophischen Implikationen nicht bedenkst!
Genau. Bedenke ich nie. So, und jetzt auf nach SB, die ersten Exemplare der Armen Leute holen! Ha, ha!
bye
dpr
Ich glaube, Du hast Recht, dpr. Jetzt frag ich mich auch, warum „Wie die Tiere“ schon sehr lange auf dem Stapel liegen. Aber der Titel klang andererseits so, als ob da mal ganz Anderes käme. Nee.
der Georg meint es doch nur gut.