Manche Bücher sind wie manche Menschen. Man hört ihnen gerne zu, sie erzählen nicht brillant, aber durchaus flüssig, was sie erzählen hat Unterhaltungswert und man weiss, wenn sie aufhören zu erzählen, dann ist das Erzählte auch schon längst im großen Häcksler von Erinnern und Vergessen verschwunden.
Manche Menschen jedoch erzählen und erzählen und irgendwann wirft man einen Blick auf die Uhr und dann noch einen und verflucht die Zeit, die nicht vergehen will. Man denkt an ein Fußballspiel, den nächsten Steuerbescheid oder sehnt sich nach der Lerche, die sich abends auf die Tannenspitze setzt und in die beginnende Nacht hinein singt. Schön ist das.
So wie manche Menschen geriert sich Michael Stanleys „Kubu und der Tote in der Wüste“: Doch, man liest die Geschichte des dicken Detektivs Kubu aus Botswana gerne. Es geht, wen wundert’s, um Mord und Intrigen, Geheimnisse und Gefahren, doch irgendwann hat man den Verdacht, es ginge um immer mehr Morde und Intrigen, Geheimnisse und Gefahren, 530 Seiten lang. Das ist der Erzähler, der sich an seinem Erzählten berauscht und gleichzeitig ängstlich die Reaktionen seiner Zuhörerschaft überprüft. Schlafen sie ein? Langweilen sie sich? Sollte ich noch einen Haken schlagen, noch etwas sehr Gefährliches inszenieren?
Leider tut er das. Und aus der Fülle von Geheimnissen schält sich irgendwann heraus, dass das, was man das liest, so überhaupt kein Geheimnis mehr hat. Nicht nur, weil man die genialen Tricks der Verbrecher genau in dem Moment erahnt, in dem sie dazu ansetzen, uns zu verwirren. Noch 50 Seiten, denkt man, und ich lese schwarz auf weiß, was ich längst weiß – und ärgere mich schwarz.
Nein, geschwätzig ist das Autorengespann, das sich Michael Stanley nennt, nicht. Sie sagen, was man sagen muss, aber sie haben ihre Geschichte in zu viele Windungen gelegt. Das schlängelt sich so durch und der Leser mit ihnen, so mag das Leben zwar manchmal sein, ein Kriminalroman aber bitte nicht, da wünscht man sich Struktur und Konzentration, da ist manche Leiche eine Leiche zu viel, mancher Dialog nett, aber überflüssig. Wie die Sache ausgeht, weiss man ja eh. Und wird die Geschichte vergessen. Hätte man auch, wenn sie nur 350 Seiten lang wäre, dass sie 530 lang ist, macht die Sache ein wenig ärgerlich. So wie einen manche Menschen ärgerlich machen, die nicht auf den Punkt kommen und erzählen, erzählen, erzählen.
dpr