Robert B. Parker: Trügerisches Bild

parker_bild.jpgMachen wir es kurz: Parker – Spenser – letztes Abenteuer – durchwinken und zur Lektüre freigeben. Wie immer schön lakonische Dialoge, ein durchaus ernstes Thema, die bekannte und bewährte Dramaturgie aus Action und Reflexion. Etwas Wehmut: Neues wird von Parker nicht mehr kommen. Etwas Vorfreude: Pendragon wird hoffentlich die noch nicht ins Deutsche übertragenen oder seit Jahren nicht mehr lieferbaren Spenserromane nach und nach präsentieren, sich vielleicht sogar den anderen Serien Parkers widmen. Ein wenig Bauchschmerzen: die Story.

Die ist eigentlich schnell erzählt. Spenser erhält den Auftrag, den Unidozenten Ashton Prince bei einem brisanten Austausch gestohlenes Gemälde gegen „Lösegeld“ zu beschützen. Die Sache scheint reibungslos zu funktionieren, doch dann explodiert das Päckchen mit dem Bild, der Dozent wird getötet. Spenser, der sich Vorwürfe macht, ermittelt und widmet sich vor allem dem beruflichen und privaten Umfeld des Opfers. Dort ist einiges mysteriös. Irgendwann stößt Spenser auf die Herzberg-Stiftung, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, von den Nazis gestohlene Kunstwerke aufzustöbern und den jüdischen Besitzern zurückzugeben. Auch das gestohlene Gemälde – „Dame mit einem Finken“ von Frans Harmenszoon – zählt dazu.

So brisant das Thema auch ist – ein jüdisches Netzwerk mit hehrem Zweck wird in dubiose Geschäfte verwickelt – und so elegant und ohne eine Spur von Peinlichkeit sich Parker aus der Affäre zieht: Wirkliche Spannung wird nicht erzeugt. Allzu verworren die privaten Fäden, zu reibungslos greift ein Rädchen ins andere, wirkliche Überraschungsmomente, Twists gar, finden sich nicht. Der Lesefreude mag das nicht einmal hinderlich sein, denn vor allem Spensers Gespräche mit Freundin Susan entschädigen für vieles. Dass in diesem Thema jedoch mehr steckt, als Parker letztlich aus ihm herausgeholt hat, sollte auch erwähnt werden. Aber dann wäre es vielleicht kein Spenser-Krimi geworden… So sagen wir dem liebgewonnenen Freund einen letzten Gruß. Und weil man einem Freund auch kleine Schwächen nachsieht, kommt dieser Gruß sogar von Herzen.

Robert B. Parker: Trügerisches Bild. 
Pendragon 2011
(Painted Ladies. 2010, deutsch von Frank Böhmert).
212 Seiten. 9,95 €

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