Gary Eisenhower hat’s drauf. Der Junge kriegt die jungen und frustrierten Frauen älterer und reicher Männer spielend ins Bett, böse sein kann man ihm nicht, selbst wenn er auf die Idee verfällt, seine Gespielinnen zu erpressen. Auch Spenser, der Eisenhower im Auftrag der Damen davon abbringen soll, sich die Lust auch noch mit Geld versüßen zu lassen, findet den Erpresser sympathisch. Er versucht sein Möglichstes, bekommt es mit einem bizarren Gangsterpärchen zu tun und handelt endlich einen Kompromiss aus. Einer seiner leichteren Fälle, sollte man meinen…
Und tatsächlich: Ungefähr die erste Hälfte von „Bitteres Ende“ ist eher eine lockere Studie fremdgehender Frauen im Ambiente der hippen Fitnessclubs und diskreten Absteigen als ein Hardboiled, als dessen so ziemlich letzter Protagonist Privatdetektiv Spenser in Boston ermittelt. Ihm bleibt viel Zeit für Gespräche mit seiner Traumfrau Susan Silverman, die Psychologin, deren Interesse an dem Fall auch beruflicher Natur ist. Vor allem: Warum scheint es Eisenhower zu genießen, wenn die Frauen, die er verführt, verheiratet sind? Frühkindlich oder was? Ganz geklärt wird das nicht, gut so, außerdem verweist schon der Titel darauf, dass der zweite Teil des Buches an handgreiflicher Dramatik deutlich zulegt und endlich auch mit dem aufwartet, was Spenser nun einmal ausmacht: fiese Ganoven und noch fiesere Morde.
Bei aller professionellen Routine, mit der Parker auch dieses Abenteuer herunterschreibt, vermag dieser zweite Teil des Romans weniger zu überzeugen als der erste. Ein bissel zu plakativ das Gangsterpärchen (Schießkünstler, der seinen grenzdebilen Exboxerfreund vor den Gefahren der Welt beschützt), die Mordaufklärung im Rahmen dessen, was man erwarten konnte. Nein, nicht schlecht, Spenser eben, lakonisch-witzige Dialoge mit Susan und anderen, der übliche Nachweis auch, dass unser Spenser nicht einfach ein Haudrauf ist, sondern Hemingway-Zitate schon erkennt, bevor sie überhaupt ausgesprochen werden. Und selbstverständlich inszenieren sich Spenser und Susan als das perfekte Paar angesichts all des Liebesleids um sich herum. Fazit: Ein eher mittelmäßiger Spenser, aber wie es halt so ist: Von Zeit zu Zeit liest man den alten Knaben immer wieder gern – und lieber ein Routine-Parker als ein (bitte Namen einsetzen).
Robert B. Parker: Bitteres Ende. Pendragon 2012. 216 Seiten. 9,95 € ("The Professional". 2009. Deutsch von Emanuel Bergmann)