der Urlaubsalligator meldet

Während ganz Deutschland „Poldi haut die Polen weg!“ schreit, ich selbst unter einer leichten Magenverstimmung leide (woher die wohl stammt?) und → Kollege Linder natürlich die seriöseren Tagesmeldungen hat, haben sich bisher ganze zwei Nachträge auf dem Notalligatorenschreibtisch angesammelt. Sonst nichts? Ich guck später mal. Oder hat schon wer einen Hinweis?

Bernd Schroeders Roman „Hau“ kann seit vorgestern als Vorabdruck in der F.A.Z. gelesen werden. Zugrunde liegt der tatsächliche Fall eines im Jahre 1906 verübten Verbrechens. Hat der Rechtsanwalt Karl Hau seine Schwiegermutter ermordet? In einem Indizienprozess zum Tode verurteilt, später zu lebenslanger Haft „begnadigt“, beteuert Hau stets seine Unschuld. Schroeder „beherrscht die Fülle seines Materials; geschickt streut er zunächst Hinweise auf das noch zu verübende Verbrechen und den mutmaßlichen Täter, um später statt dem Verdacht dem Zweifel zu huldigen.“ Schreibt → Felicitas von Lovenberg.

„Um vom Beginn der jugoslawischen Kriege im Jahr 1991 zu erzählen, zieht Bosniens bedeutendster Schriftsteller in „Der nächtliche Rat“ sämtliche Register des Horrorromans und reichert sie mit Elementen des Kriminal- und des Zeitromans an – so, als wollte er Stephen King und Peter Handke zeigen, wo sich der wahre Schrecken verbirgt.“

Bosniens bedeutendster Schriftsteller, das ist, laut Jörg Plath vom „Tagesspiegel“, Dževad Karahasan. Und der bedient sich in →„Der nächtliche Rat“ „virtuos unterschiedlichste Gattungen: Märchen, Legenden, historische Exkurse über Blutbäder an Moslems und Kurzessays über die Erbsünde, die Erinnerung, die Zeit, den Bart, den Verrat. Dennoch wirkt das Buch, in dem die bosnische Provinzwelt allmählich in den Wahnsinn gleitet, wie aus einem Guss.“

16 Gedanken zu „der Urlaubsalligator meldet“

  1. Holtei-Bildchen klauen — schon stimmt die Blog-Statistik. Aber wartet: demnaechst beweise ich, dass ‚Mord in Riga‘ besser ist als ‚Schwarzwaldau‘.

  2. Ja mei, Herr Linder, ich kann doch nix dafür, wenn der Patzer Schorsch…aber auf DEN Beweis bin ich gespannt! Den widerlege ich ihnen im Sitzen! Das ist wie Deutschland gegen Polen, und Sie sind dann Polen und gegenargumentativ offen!

    bye
    dpr

  3. ers ma mach ich was zu Gottfried Keller (und das mit den Neurasthenikern im Beamtenroman kenn’n se wahrscheinlich auch noch nicht … es guckt ja keiner (schon gar nicht die Ausflügler: na warte, bei uns is morgen Fronleichnam, da gehen wir mit Wetter um’n Stock)).

  4. Gottfried Keller? „Der grüne Heinrich“, hm, das erinnert mich im Moment noch fatal an Grüne Soße…und was heißt „guckt keiner“? Die WICHTIGEN LEUTE gucken! Stetes Bloggen höhlt den Stein, wie schon Gertrude…uswusf.

    bye
    dpr

  5. Heinrich kommt später dran. Grüne Soße auch (heut‘ gibt’s zerteilten Hahn, in einer Mischung aus (reichlich, 1:1) Olivenöl und Zitronensaft, mit zahlreichen Knoblauchzehen und Grenaille-Kartoffeln, Chili und Kräutern — für etwa 30 Min. in den sehr heißen Backofen, der danach aussieht wie Sau. Dazu eiskalten Sauvignon vom Hérault).

  6. Uff, das klingt gut. Überredet, Herr Linder. Nächste Woche kommen wir. Als kleines Geschenk gibts hier gleich noch einen Rezensionshinweis zur Frau Leon.

    bye
    dpr

  7. Was für ein Grüne-Soße-Rezept haben SIE denn, Herr Linder?

    Wegen dpr – Sonderforderungen! *seufzt! – durften für ihn – **wirft die Arme hoch – keine Zwiebelchen in die Grüne Soße! Er verträgt dies nicht, er kennt das nicht …

  8. Von Zwiebeln hat der Herr Linder nichts erwähnt! Knoblauch? Her damit!

    bye
    dpr
    *wird Frau A. niemals mehr aus grüner Soße ziehen. Höchstens durch den Kakao.

  9. „wird diesen Roman schon nur der Stimmigkeit wegen lieben“: Schöööööööön!

    (Rezepte für Grüne Soßen hab‘ ich nicht, aber in Magerquark gehören Zwiebelchen, zwingend.)

  10. ja, natürlich in magerquark zwiebelchen, auch in zaiziki. grüne soße ist viel milder als zaiziki – und weil ich grüne soße kenne, ist mir zaiziki zu „platt“. so ähnlich verhält es sich auch mit der chinesischen zur thailändischen küche. wer letztere kennt, findet erstere nicht raffiniert genug.

    und grüne soße ohne zwiebeln: grotesk!

    *servierte mit sehr ambivalenten gefühlen ihre zwiebelfreie grüne soße

  11. Makkaroni mit Käse? Top! Und so preiswert! Wir kommen! Nehmen Sie den ganz großen Topf!
    Und du mit deinen caterinavalenten Gefühlen…

    bye
    dpr
    *Lieber les ich in der Fibel / als dass ich esse eine Zwiebel / lieber sitze ich im Knast als eine Zwiebel angefasst / Liegt sie gar in grüner Soß / ist das Grauen riesengroß.

  12. „so ähnlich verhält es sich auch mit der chinesischen zur thailändischen küche“

    oder zur vietnamesischen Küche. Wenn da nicht der nagende Zweifel wäre…ob man die 1.3 x 10e9 Menschen, nicht mal alle Han-Chinesen, wirklich über eine Kamm scheren kann.

    Beste Grüße

    bernd

  13. Lieber Herr Linder, ich verstehe ganz und gar nicht, aus welchem Grund Sie mir in Ihrem wunderbaren →Blog den Fund

    Daniel Fulda/Walter Pape (Hg.): Das Andere Essen. Kannibalismus als Motiv und Metapher in der Literatur.

    „respektvoll zueignen“. Nein, ich esse nicht anders. Nur besser, weil zwiebelfrei. Nein, ich bin kein Kannibale, Frau Anobella ist weiterhin unversehrt an Leib und Seele. Aber das nur, weil sie Zwiebelesserin ist.

    bye
    dpr

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