Sozialer Profit

Deutschland verarmt. Woran liegt das? An der Globalisierung! Weil Asiaten und Afrikaner sich nicht entblöden, für einen Sack Reis oder Maniok zu arbeiten, müssen wir es auch! Das ist doof, aber nicht zu ändern. Nicht zu ändern? Doch! Durch unternehmerische Mildtätigkeit! Man nehme nur den Saarbrücker Conte Verlag und sich an diesem ein Beispiel.

Es begann mit einer zufälligen Entdeckung, die der Conte-Autor Dieter Paul Rudolph bei Durchsicht einiger alter Krimiheftchen aus den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts machte. Was musste er da lesen? Es gab tatsächlich „1 Mark – Kriminalromane!“ Das entsprach in etwa dem Stundenlohn eines damaligen Arbeiters, der seinerseits etwa 1 Stunde zur Lektüre des Heftchens benötigte. Rudolph, ein bekannter Autor gesellschaftskritischer Krimis, dafür bekannt, stets seine Finger in eben jene Wunden zu legen, die er zuvor selbst gerissen hat, Rudolph also hatte eine Idee. Warum sollte man nicht diesen guten alten Brauch in die Neu- und Jetztzeit überführen? Einen „1-Euro-Krimi“ für Menschen, die für einen Euro genau eine Stunde arbeiten müssen, für Hartz-IV-Empfänger also! Mit der sehr bald eingeführten Chipkarte bequem zu erwerben!

Gesagt, getan! Die Conte-Verleger waren begeistert, führten sie doch zufällig mit dem Titel „Arme Leute“ von, zufällig, Dieter Paul Rudolph, ein Werk, das, ebenso zufällig, schon in diesem seinem Titel die Zielgruppe anspricht! Außerdem: Durch diese neue Marketing-Aktion käme endlich wieder etwas Luft ins Lager für neue Publikationen – und eine gute Sache ist es obendrein, fördert es doch die literarische Bildung der Unterschicht enorm und erhöht ihre Lernbereitschaft, was wiederum angesichts des bevorstehenden Fachkräftemangels quasi zwei Mücken mit einem Elefanten erschlägt respektive gewisse Synergieeffekte zeitigt.

Aus Gründen der sozialen Ausgewogenheit wird Rudolphs nächster Krimi, „Die von tierischen Fetten Gesättigten“, nur gegen einen nagelneuen Porsche einzutauschen sein.

5 Gedanken zu „Sozialer Profit“

  1. Déja-vu!
    Neulich in Hamburg …
    Sage ich: „Musst du unbedingt Comic Sans verwenden?“
    Sagt Jonas (mein Sohn, 13): „Ich liebe Comic Sans. Sei nicht so ein Snob, Mama.“
    Ich will natürlich kein Snob sein. Also nix gegen Comic Sans. Aber die Farben, lieber dpr, sind etwas vulgär …

  2. Genau, Else, das ist das Stichwort: snobistisch. Comic Sans ist das Schmuddelkind unter den Schriftarten, der Krimi ist das Schmuddelkind der Literatur, Herr Menkes Blog das … nun, wir wollen es nicht weiter ausführen.
    Und eine vulgäre Idee wie Hartz IV und diverse Chipkarten für arme Leute sollte man auch vulgär promoten…

    bye
    dpr

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