Carrie Newcomer: Visions And Dreams

Das, hüstel, erinnert mich an Sally Oldfield. Nein, wirklich! Und das ist keine Schimpfe! Ich mag die alten Sally Oldfield-Songs. Dem einfachen, klassischen Songwriting folgend baute sie aus zarten, vorsichtig arrangierten Klängen wunderschöne Melodienlinien voller Melancholie und Zärtlichkeit. So auch Carrie Newcomer: Akustik-Gitarre, Akustik-Bass, Gitarre und leichtes, beckenlastiges Schlagzeug fast ohne Bass-Drum, dazu Akkordeon, wo´s paßt. Ein Hauch, diese Musik, gut für den Frühling, gut für die Liebe!

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Only Living Witness: Innocents

Eine der ersten Bands, die bereits jetzt die Post-Hardcore-Ära lebt. Only Living Witness bewegen sich geschmeidig in der Schnittmenge von Metal, Hardcore und alternativem Hard Rock. Bombastisch arrangierte Songs drücken Killerriffs aus den Verstärkern, bestechen durch einen außergewöhnlichen Gesang und fast zerbrechliche Melodienlinien. Only Living Witness, endlich eine Band, die sich da aufhält, wo der Durchschnittsmensch sich eben aufhält: In der emotionalen Grauzone zwischen hart und weich, zwischen roh und sensibel.

Only Living Witness: Innocents
(Century Media)

Killrays: Space Giant

Huch! Das geht aber in die Beine! MelodyCore aus Frankfurt, schwungvoller wie Blasmusik im Bierzelt, temporeicher als Schumi in der Hochzeitsnacht, wuchtiger als die Aufschläge von Bobele in Wimbledon, technisch perfekter als die Dribblings von JayJay Okocha im Waldstadion, eingängiger als die Popsongs von Roxette im mainstreamverseuchten Äther und besser gelaunt als Jack the Ripper nach getaner Arbeit.

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Unemployed Ministers – Humperdinck

Maxi-CD! Aus Augsburg (Gruß an Walter und seine Parish Garden, das Szene Magazin und das Kerosin!)! „Humperdinck“ ist ein toller Ohrwurm, der – vielleicht nicht ganz so überdreht und shaken – in die Ecke Superchunk tendiert. Schon ihr vergangenes Album „Selfish“ bewies die Songwriterqualitäten von Alaska Winter, leider damals von der Mehrheit der Szene eher unbemerkt. Dabei bieten die Songs gitarrengeprüfte und orgelgetränkte Wirklichkeiten jenseits des allzuernsten äh Lebens (?, bitte nie zitieren!). Gitarrenpop goes Jahrmarkt und verjüngt dadurch angenehm stark.

My own victim: Burning Inside

Schöne, fette Riffs, schöner, breitbeinig-stapfender Groove, schöne Breaks, schöne Tempowechsel und gutklingende Amps! Hört sich nach der NYHC-Schiene an. Is aber nich! Kommen aus Louisville, Kenntucky! Kenntucky-Hardcore klingt ein wenig metallisch! Aber wem macht das schon was aus, wenn der Kern des Ganzen hart und bös und rauh und energiegeladen klingt.

My own victim: Burning Inside
(Century Media)

Deadeye Dick: Whirl

Ja, es ist „melodiöser Gitarrenpop“, aber nicht „im Stile von Blur und Oasis“, wie uns der Waschzettel glauben machen will.
Hier fehlt a) die Innovation, b) das rechte Feuer, c) der Refrain, der die Gehörgänge im entscheidenden Moment aufbricht. Nein, bitte nicht falsch verstehen. Deadeye Dick machen guten mainstreamigen Poprock, vielleicht bisweilen eine Spur zu verliebt-greasy. Nur sie riskieren zu wenig. Es ist wie mit den Baywatchers, die Bereitschaft zeigen, sich in die stürmische See zu stürzen, um…ja, um die schöne Jungfrau (nein, Pamela Anderson ist keine Jungfrau mehr, ja, ich bin ganz sicher!) zu retten, aber auch immer genau wissen, daß sie einen Rettungsring bei sich tragen und die Kumpels im Notfall beispringen können.

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Bif Naked: same

Die junge Dame wird ganz schön gehypet. Wird in allen Musikzeitschriften als neues kanadisches Wunder gehandelt. Ist gerade 24 Jahre alt und kann schon zwei Seiten mit Bandbiografie vollwutzen (GorillaGorilla, Jungle Milk, Chrome Dog, G-Force Guitar Band). Mit diesen kanadischen Bands scheint sie all den Musikstilen begegnet zu sein, die sie jetzt in so großer Zahl in ihrer ersten ureigenen CD verarbeitet: Rock (Mainstream und Underground), Punk, Grunge, Garage, Hardcore undundund.

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Ja König Ja: s/t

Eine Hamburger Band, natürlich! Sind schon eigen, die Hanseaten. Was sich da hauptsächlich unter Hilsbergs Direktive in den letzten Jahren offenbart hat, stellt sicherlich den Beginn einer neuen Richtung dar. Jede Hamburger Band hat musikalisch ihren ureigenen Stil entwickelt. Spiele die Musik von Blumfeld ohne Text, und jeder tipt auf Blumfeld und sonst niemanden! Das gleiche gilt für Die Regierung, Tocotronic, Capt. Kirk & undundund. Ihnen gemeinsam: deutschsprachige Texte in typisch deutscher Texttradition (Honi soit…).

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Inspiral Carpets: The Singles

Hammondorgelteppiche, tänzelnde Gitarren, verliebte Melodien, mehrstimmige Refrains, kindliche Texte, federleichte Gute-Laune- Stimmung. Die britische Anfang-90er Generation. Mit Inspiral Carpets wirft jetzt eine der Vorzeige- Bands der Brit-Pop-Szene die compilierten Singles auf den europäischen Markt. Wirkt ein bißchen verlegen. Keine Ideen mehr, der Gitarrenrave hatte sein Leben schon 1993 ausgehaucht, na ja, das geballte Hit-Single-Paket könnte nochmal was einspielen. Mit dabei: „Move“, „Two Worlds Collide“. Na und?

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