Rebecca Pawel: Death of a nationalist

(Ob wir Rebecca Pawels Erstling jemals auf Deutsch werden lesen können? Der Rezensent zumindest hätte nichts dagegen.)

Der spanische Bürgerkrieg 1936-1939, die Zeit von Hemingways „For whom the bell tolls“, selten war die Selbstzerfleischung eines Volkes so groß wie in diesem Krieg. „Death of a nationalist“ von Rebecca Pawel handelt von der Zeit danach, der Zeit des Übergangs. Ende März 1939. Franco wird dieser Tage dem Volk und der Welt seinen Sieg verkünden. Die Falangisten (Nationalisten) begeben sich an die Aufräumarbeiten und verhaften Kommunisten und Republikaner, die sich überall verstecken, zu Tausenden. Die Sieger sind wohl mehr mit ihrer Rache als mit dem Wiederaufbau des Landes beschäftigt.

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Michel Birbæk – Was mich fertig macht ist nicht das LEBEN, sondern die Tage dazwischen

Tacheles ist Sänger in der Band MOM (Männer oder Mäuse, gibts wirklich!). Tacheles hat einige Probleme. Und das macht ihn sympathisch. Die Toureinnahmen reichen gerade mal aus, um die Kosten für Sprit, Verpflegung, Unterkunft, Strafzettel und Bier zu decken. Damit nicht genug wird sein Leben um einige Stufen komplizierter, als seine Ex wieder in der Stadt auftaucht. Diese ließ ihn vor einem Jahr sitzen. Nach einem gemeinsamen intensiven Sexnachmittag ist es wieder um Tacheles geschehen. Alle guten Vorsätze sind vergessen. Das Problem ist nur, daß er nicht genau weiß, ob sie ähnlich fühlt. Eigentlich war das schon immer die große Frage zwischen ihnen. Außerdem gibt es da noch Britta, seine beste Freundin, die ihn liebt.

Das Ganze wäre vielleicht noch zu ertragen, wenn Tacheles‘ Mitbewohnerin mit ihrer dezenten Nymphomanie ihn nicht zu Wahnsinn treiben würde. Oder eine alte Feindin der Bandkarriere ständig Steine in den Weg legte. Klingt nach Chaos, ist Chaos. Kurz, es muß sich etwas ändern. Aber dazu muß Tacheles erstmal herausfinden, warum ihn sein Vater früher immer mit zum Fischen nahm.

Der Roman ist wie ein gutes Rockstück geschrieben: schnell, hektisch, übertrieben, laut, voller Lebensgefühl, aber auch mit leisen nachdenklichen Zwischentönen. Im weitesten Sinn ist es die moderne Version von der Suche nach dem Gral. Ideal zu lesen, wenn man unterwegs ist oder an verregneten Sonntagnachmittagen.

Michel Birbæk
Was mich fertig macht ist nicht das LEBEN,
sondern die Tage dazwischen
Rütten und Loening 29,90 Deutschmark
ISBN 3-352-00531-1

Jürgen Benvenuti – Harter Stoff

Der Slogan einer Krimireihe lautet: „Jede Stadt hat das Verbrechen, das sie verdient.“ Und was fällt einem in diesem Zusammenhang zu Wien ein? Spontan vielleicht Ladendiebstahl und illegales Urinieren in Parkanlagen. Doch die Situation könnte sich jetzt ändern. JÜRGEN BENVENUTI, hauptberuflicher Zettelverteiler und Fachkraft für Gelegenheitsarbeiten aller Art haucht der K&K Metropole mit seinem Debütroman HARTER STOFF neues kriminelles Flair ein.

Wie so oft beginnt die Angelegenheit mit einem Telefonanruf. Es ist jedoch nicht der klassische beste Freund in Not oder die ebenso klassische mondäne Blonde in höchster Bedrängnis, sondern ein kleinkarierter, spießiger und schleimiger ehemaliger Mitschüler von Jochen, der ihn aus seinen surrealen Träumen reißt. Paul, so heißt der Nichtswürdige, ist die Freundin abhanden gekommen, abgehauen, vermutlich nach Wien in die halbseidene Szene zwischen Junk und Strich. Nach einigem Gejammer rückt er dann rüber, was er will: Jochen soll sie suchen, eine Woche lang, für zehntausend Schilling.

Als Szenegänger und Ex-Junkie ist Jochen vertraut mit dem Milieu und zehntausend sprechen eine eindeutige Sprache. Außerdem gibt es auch noch eine andere Motivation. Pauls Freundin ist Jochens Ex-Freundin.

Die Suche entpuppt sich als Hardcore Tour de Force wozu nicht nur die Drogistenszene sondern auch Skins beitragen. Und Henry Rollins, der von Jochen gern zitiert wird: See me walking with a gun in my hand, see me walking with a gun in my heart, loaded!

HARTER STOFF wurde bereits 1994 in Wien veröffentlicht. Zu diesem Zeitpunkt war Benvenuti immerhin schon satte 22 Jahre alt. Damit gehört er zu den jüngsten Autoren, die nach Arjouni kommen. Sein Stil ist ruppig aber nicht unpersönlich, der Plot gradlinig. Insgesamt ein straffer Krimi, der am Puls der Zeit ist und ein jüngeres Publikum anspricht. Ob das allerdings mit diesem Titelbild funktioniert ist mehr als fraglich. Benvenuti hat wahrscheinlich einen Blutsturz gekriegt als er dieses Cover gesehen hat mit dem sich ein Schmöker in der Sparte „Neue Frau“ verkaufen läßt, aber bestimmt kein Krimi.

Jürgen Benvenuti
HARTER STOFF
dtv 9,90 DM
ISBN 3-423-12205-6

Bill Albert – Desert Blues

Desert Blues, der Debütroman von Bill Albert, spielt in den fünfziger Jahren in der amerikanischen Wüste. Die Hauptfigur ist der fünfzehnjährige Harold, der sich als Vollwaise im Bungalow seiner skurrilen Tante Enid in Palm Springs wiederfindet, nachdem sein Vater versucht hatte, auf der Autobahn rückwärts zu fahren. Damit ist Harold zwar seine Eltern los, nicht aber die Probleme, die das Leben in der Wüste für einen Stadtmenschen bereithält, besonders wenn es sich um einen einsachtzig großen jüdischen Teenager mit roten Haaren handelt, den ein 5minütiger Aufenthalt in der Sonne aussehen läßt wie ein rohes Steak.

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