Arnaldur Indridason: Menschensöhne

Alle bislang in deutscher Sprache vorliegenden Krimis des Isländers Arnaldur Indridson orientieren sich an einem identischen Zeit-Handlungsschema. Ein Verbrechen geschieht (oder wird entdeckt), dessen Ursachen in der Vergangenheit liegen. So etwas wird auf Dauer fad, und ich gestehe freimütig, dass ich spätestens beim dritten Roman eines solchen „Maschenautors“ aufhöre, mich für seine zukünftigen Produkte zu interessieren.

Bei Indridson ist das anders. „Menschensöhne“, eigentlich der Debütkrimi des Autors, aber nur Nummer Vier der deutschen Veröffentlichungschronologie, fesselt, obwohl man die Dramaturgie rasch durchschaut und die Handlung einer erkennbaren „Musterlösung“ zusteuert.

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Hallgrimur Helgason – 101 Reykjavik

Gehst du in ein Reykjaviker Café, stößt du mit ziemlicher Sicherheit auf einen vor seinem Notebook sinnierenden Menschen, der gerade dabei ist, einen Roman zu schreiben. Dieser Mensch ist zumeist männlich, jung und übernächtigt, verbringt die Tage im Bett oder Café, die Nächte ebenfalls, nur in umgekehrter Reihenfolge.

Wir wissen nicht, wie Hallgrimur Helgason seinen Roman 101 Reykjavik geschrieben hat. Aber wohl so ähnlich. Und sein Held verbringt die Tage im Bett oder im Café, guckt Pornos, hört Pop und – „Hi Fidelity“ läßt grüßen – führt Listen, in denen er Frauen nach ihrem Marktwert taxiert. Er trifft auf Lesben, Schwangere, kaputte Typen, reichlich viel Schrott und Plunder – aber ich kenne kaum einen zeitgenössischen isländischen Roman, in dem das nicht so wäre.

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