WIB-Schaukel

WIB-Schaukel, 22.1.2003. ZDF.

Sag doch mal, ZDF, wieso versteckst Du eigentlich eine Sendung wie „Die WIB-Schaukel“ des nächtens, wenn alle potenziellen Zuschauer sich entweder ins Nachtleben oder in Morpheus‘ Arme stürzen? Vertraust Du Deinem eigenen Format nicht? Ok, anfangs hatte ich auch Zweifel, war Herr Boning ja als alberner Kasper mit Vorliebe für augenkrebserzeugende Kleidungskombinationen bekannt. Seinen Kleidungsstil hat Boning immer noch nicht geändert, aber ansonsten ist „Die WIB-Schaukel“ ein kleines Juwel in der ZDF-Ödnis.

Wer’s noch nicht gesehen hat: Boning trifft sich pro Sendung mit einer/m Prominenten. macht mit denen eine kleine Sightseeing-Tour durch die Stadt, switcht zwischen belanglosen, albernen und ernsten Fragen hin und her und schläfert damit die Wachsamkeit seines Opfers ein. Boning führt – auch in seinen off-Kommentaren – niemanden vor (nicht mal Susan Stahnke), läßt aber seinem Gegenüber immer genug Freiraum, sich selbst zum Affen zu machen.

Dazu kommt noch ein angenehmer Soundtrack und ein – erst recht für ZDF-Verhältnisse – äußerst spielerischer Umgang mit den Möglichkeiten des Mediums selbst. Und ein aufwändiger noch dazu: bei einem kurzen Gespräch mit Uwe Hübner auf einer Parkbank habe ich mindestens 3 Kamerawinkel und 6 verschiedene Einstellungen gezählt.

Von mir aus kann „Die Wib-Schaukel“ auch weiter samstagnachts um 0:15Uhr laufen (gute alte Sopranos-Zeit). Aber dann, ZDF, mach wenigstens ordentlich Werbung dafür, damit später keiner sagen kann, er hätte von allem nichts gewußt.