Neues Futter für die sieben Glorreichen

So, es wird Zeit für ein wenig Bewegung. Neu bei den sieben Glorreichen sind Michael Collins mit „Tödliche Schlagzeilen“ (schämt euch wieder einmal, deutsche Titelgeber) und, weil wir auch der Krimitheorie eine Chance geben wollen, Thomas Wörtche mit „Das Mörderische neben dem Leben“; die lange erwartete Best-Of-Kompilation des sympathischen Kritikers und Schalträgers. Ausführlich besprochen werden beide Titel nächste Woche. Und zwar bei wtd, nicht bei wtd-die Zeitschrift. Die fällt in diesem Monat aus, aber dazu schreibe ich nächste Woche auch noch was. Ausscheiden müssen leider Anne Chaplet und Tana French, zwei Frauen, was aber rein zufällig ist. Alle Titel, die jemals bei den Glorreichen Sieben vertreten waren, bleiben auch dann gut, wenn sie nicht mehr dort vertreten sind. Da kann der Patzerschorsch noch so mosern.

5 Gedanken zu „Neues Futter für die sieben Glorreichen“

  1. In diesem Fall hast du nicht recht, und hast glaube ich auch nur die ersten Seiten gelesen. Insofern wäre ein Kritikerstammtisch nicht schlecht, denn du müsstest schlicht weiterlesen. Du würdest ein fein beobachtetes, witziges, boshaftes, ein geradezu Barbara-Vine-artiges-Buch (das übersetzt sich in: genau meine Wellenlänge) über die deutschen 68er finden. Wunderbare Szenen sind drin, nicht zuletzt die, in der der Autorin ein Leser einschläft und damit die ganze Veranstaltung ins Desaströse kippt. Aber auch andere Miniaturen gelingen wunderbar. Im übrigen, oh je, zog ich tatsächlich in einer ebensolchen Dreierkonstellation aus ziemlich genau den gleichen Gründen 1980 aufs Land: ein Mann, zwei Frauen. Ich kenne die Geschichte also mit einigen Abweichungen aus unmittelbarster Anschauung. Das Dorf veranstaltete immer seine Katholikenumzüge, die ich alle nicht verstand, und als sie unser Haus mit Caspar, Melchior, Balthasar segneten, hielt ich es für böswilliges Voodoo und wischte es von der Tür ab. Das geht mir heute noch nach, weil es die GROSSGESTE des Dorfs war. Von unseren zwölf Hühnern und einem Hahn (herangekarrt aus dem Münsterland) überlebte nur ein Huhn den ersten Winter; der unselige Vogel flog jahrelang, unter einem Aufmerksamkeitsdefinzit leidend, auf den BMW des nebenan wohnenden Bürgermeisters. Das belastete unsere Beziehung zum Dorf solange, bis das Huhn (Jahresproduktion an Eiern: durchschnittliche 5 im Jahr) an Altersschwäche gestorben war. Außerdem belastete mein Freund dieses Verhältnis, der Freejazzer war und samstags den Sportreport des Bürgermeisters auf SWF 3 mit dem Chicago Art Ensemble zu konterkarieren pflegte (worauf die Omi mit dem Lädchen von gegenüber ausrastete, weil sie BEIDES mit anhören musste). Und ja, die Gasse haben wir auch nicht gekehrt, solange kein Dreck da war. Wir haben ein halbes Jahr gebraucht, bis wir schnallten, dass das nicht der Punkt war. Der Punkt war, samstags von der Omi und dem Bürgermeister beim Hantieren mit dem Besen gesehen zu werden, mit Dreck, ohne Dreck.
    1986 zogen wir (nach einem halben Jahr nur noch zu zweit) in die Stadt zurück. Nach uns zog ein Ehepaar ins Haus, zwei Jahre später erhängte sich der Mann auf dem Dachboden. Der Hausvermieter starb im gleichen Jahr (wie ich unlängst zu meinem Entsetzen auf dem Friedhof bemerkte). Seitdem steht das Haus leer und vergammelt (vorne Schieferfassade, hinten Fachwerk: süß) und es zerreißt mich jedes Mal, wenn ich ins Dorf fahre.Wie oft habe ich schon überlegt, es wieder zu mieten. Nachdem ich Chaplets Buch gelesen habe, werde ich es WOHL nicht machen. Zu groß ist die Gefahr, so zu enden wie Sophie Winter.

  2. So, so. Eine Kommunardin. Wahrscheinlich auch noch linkslastig. Und so einer stelle ich seriöse Krimischaffende vor! Was die jetzt von mir denken sollen! Und Freejazz! Wieder einer, der sein Instrument nicht beherrscht und behauptet hat, das sei „Freejazz“! – Ich möchte dich bitten, dich auf Buchmessen nicht mehr als „dprs Freundin“ auszugeben. Meine Lesekundschaft rekrutiert sich nämlich überwiegend aus FDP-Wählern.

    bye
    dpr

  3. Apropos FDP-Wähler: Wenn jetzt Kommissar Ehrlicher für die „Linke“ als Bundespräsident kandidiert, wäre es doch ein schöner Zug, wenn andere Parteien entsprechend andere Kommissare aufbieten:
    Ulrike Folkerts für SPD + Grün?
    Axel Prahl für Grün + alternative Fußball-Fans aus allen Parteien?
    Maria Furtwängler für das aufgeklärte Bildungsbürgertum aus allen Parteien?
    Im übrigen merke ich gerade, wie schwierig die Kandidatenkür wird, wenn schon ein bayrischer Ministerpräsident inzwischen für alternative Lebensformen steht.

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