Halbjahreszeugnis

2009 haben wir jetzt halbwegs und glücklich hinter uns gelassen, Zeit also für ein kleines Resümee. Wie waren sie denn kriminalliterarisch so, diese sechs Monate?

Ein Blick auf die Glorreichen Sieben zeigt: nicht schlecht. Im letzten Moment hat John Harvey noch Fred Vargas von der Liste gekickt (weil die einfach auch ohne großes Trara ihre Leserschaft finden wird), aber dennoch: vier Frauen, drei Männer, sehr erfreulich. Vier zu drei auch das Verhältnis deutschsprachig – fremdsprachig. Natürlich ist das jetzt lediglich eine Momentaufnahme und außerdem gab es während der vergangenen Monate auch andere, lesenswerte Titel auf der Liste, die, man muss es immer dazusagen, eben meine persönliche Liste ist und demzufolge keine Titel enthalten kann, die ich nicht gelesen habe, obwohl ich sie vielleicht hätte lesen sollen. Und dennoch: Die vier deutschsprachigen Titel stammen allesamt von Frauen, die das kriminalliterarische Spektrum von filigran-psychologisch bis ätzend-politisch abdecken. Und beinahe hätte es auch Mechtild Borrmann in die Glorreichen 7 geschafft, Dagmar Scharsich sowieso, aber „Der grüne Chinese“ dampft seit 2008 und ist mithin wegen Bloggers Schlamperei ein Zuspätrezensierter.

Okay, es gab auch gelungene „Männerkrimis“. Horst Eckert mit „Sprengkraft“, Colin Cotterill – beide erwartungsgemäß, zudem auch Daniel Twardowski mit „Tod auf der Northumberland“ als Neuling. Und, und, und.

Und noch etwas gab es: die Alten, die Klassiker. In diesem Halbjahr: Eric Ambler und Georges Simenon, die uns daran erinnern, wie reich an außergewöhnlicher Kriminalliteratur doch die Vergangenheit war – und ist. Alt geworden sind weder Ambler noch Simenon, alt aussehen tut hingegen weiterhin der übliche Krimitand, das hochmoderne Spannungsdesign. Vom Sonderfall Poe gar nicht erst zu reden.

Freuen wir uns auf das zweite Halbjahr 2009. Die Vormachtstellung der Frauen wankt – denn nächster Kandidat bei den Glorreichen Sieben ist ein Franzose…

3 Gedanken zu „Halbjahreszeugnis“

  1. @eorg,
    aber ja doch Georg, jeder Nische ihren Krimi! Wenigstens. Und was es da noch Platz für Unternischen gibt, z.B. Immigrantenkrimi (gibbet das wirklich?) und Immigranten Männer-, Frauen oder Kinderkrimi. Berhindertenkrimi, Ornithologenkrimi, nicht zu vergessen die diversen Tierkrimis (Mord im Bienenstock und so). Den Möglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt. Letztendlich gibt es mehr kategorien als Krimis. Ist doch mal was für Listenfetischisten.
    LG
    barb
    *meldet sich hiermit für 4 1/2 Wochen ab in die Ferien, muss nen Haufen Krimis lesen und katalogisieren 😉

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