Kultur ist wie eine Suppe, in der alles zu einer eigenwilligen Masse verrührt wird, was einem im Alltag begegnet. Zwei Köche, die diese Rezeptur betreiben, sind Timo Wuerz und Niki Kopp. Bereits mit „Aaron und Baruch“ haben sie ein Comic-Album vorgelegt, das sich aus den Inkredenzien von hippem Zeitschriftenlayout und Werbegraphik speist. Danach schien dieser Fluch vorbei. „Lula & Yankee“ waren zwar auf der Höhe der Generation-X-Zeit, graphisch jedoch recht brav. Mit XCT, das jetzt vorliegt, haben Kopp & Würz jedoch eine Suppe angerührt in der nichts verkommt: angetäuschter Klebeumbruch, Farben wie nach Pilleneinwurf, ein gehöriges Maß an Unschärfe und Fotorealismus sowie eine Girly-Gangsta-Action-Movie-Verschwörungs-SF-Story. Was will man mehr?
Waffen sind weltweit geächtet, AIDS ist besiegt, Marihuana wurde legalisiert, die Jugend hat ihre eigene Stadt. Aber zum Glück gibt es trotzdem noch Tage, an denen man eine Menge mieser Erfahrungen machen kann. . .
Diese Erfahrung macht Corky, Girlygründermutter der Jugendstadt, als sie im Bus Werbefotos von sich mit mächtig manipulierter Oberweite sieht. Wutentbrannt macht sie sich auf, den Schreibtischtäter zu fleddern, auf dessen Konto diese Grafik geht. Damit beginnt der größte Schlamassel, der sie auch leicht Kopf und Kragen kosten kann. Ohne zu ahnen wird sie zum Spielball eines Unterweltschurken, der es auf die Waffenvorräte abgesehen hat, die Corky gebunkert hält.
Unnötig zu erwähnen, daß das Girly so sexy aussieht, wie es halt sein muß. Und auch von den Schurken bis zur Inneneinrichtung wirkt alles erwartungsgemäß. Weniger ist oftmals mehr und viele Zutaten machen aus Suppe einen drögen Eintopf. Man darf mäßig gespannt sein, wie der nächste Gang mundet.
Niki Kopp/Timo Würz
XCT 1
Carlsen Comics 16,90 Mark
ISBN 3-551-72891-7