Desert Blues, der Debütroman von Bill Albert, spielt in den fünfziger Jahren in der amerikanischen Wüste. Die Hauptfigur ist der fünfzehnjährige Harold, der sich als Vollwaise im Bungalow seiner skurrilen Tante Enid in Palm Springs wiederfindet, nachdem sein Vater versucht hatte, auf der Autobahn rückwärts zu fahren. Damit ist Harold zwar seine Eltern los, nicht aber die Probleme, die das Leben in der Wüste für einen Stadtmenschen bereithält, besonders wenn es sich um einen einsachtzig großen jüdischen Teenager mit roten Haaren handelt, den ein 5minütiger Aufenthalt in der Sonne aussehen läßt wie ein rohes Steak.
Als einziger Trost bleiben ihm seine Blues-Platten. Und auch die machen ihm seine neue Bekannten madig, denn diese Landeier halten Hank Williams für einen Gott, der Pferdemist unter den Stiefeln hat. Als dann auch noch Harolds verschwundener Opa mal kurz zum Sterben vorbeikommt, nachdem er 25 Jahre gebraucht hatte, um nur mal kurz Zigaretten holen zu gehen und Harold sich in die Tochter des antisemitischen Dorfbullen verliebt, beginnt die Sache schwungvoll chaotisch zu werden. Soviel zeichnet sich schon ab: Harold hat das Zeug, als erster jüdischer Cowboy in die Literatur einzugehen.
Obwohl Bill Albert sein Handwerk versteht, – oder gerade deshalb – ist es kein reines Vergnügen DESERT BLUES zu lesen: Albert schildert die flimmernde Hitze der Wüste so authentisch, daß man als Leser ständig Durst verspürt und zum Kühlschrank schlappt. Einzige Chance das Buch zu genießen, ist, sich gekühlte Getränke bereitzustellen und ein paar schöne alte Vinylscheiben rotieren zu lassen: Muddy Waters, B.B. King und vielleicht noch Willy Nelson, Johnny Cash und Hank Williams.
Bill Albert
DESERT BLUES
Eichborn 36,- DM
ISBN 3-8218-0396-7.