Nostalgie sei eine milde Form von Depression, meinte Donald Fagen im Hinblick auf die Steely Dan Reunion vor einigen Monaten. Nun denn, meinen ersten Asterix (Der Avernerschild) bekam ich 1972 im zarten Vorschulalter von 5 Jahren geschenkt, Deutschland wurde Europameister, ich wollte Starfighter-Pilot werden, sammelte Matchboxautos und die Welt war O.K.
Das ist jetzt verdammte 24 Jahre her und in diesen 2½ Jahrzehnten wurde Asterix für mich was Lenin, Dylan oder die Sex Pistols für andere Leute sind: Lieferant von Lebensentwürfen, Guerillatechniken, Bonmots und Essensrezepten. So wußte ich früh, daß Frauen schön, aber geschwätzig wie Elstern sind, daß es keinen Ort namens Alesia gibt und wie man mit Käse Schiffe in die Luft sprengt.
Doch back to 1996. Niemand hat wohl ernsthaft irgend etwas vom neuen Asterix erwartet, außer, daß er weggeht wie geschnitten Brot. Daß Goscinny einen Großteil des gallischen Esprits bei seinem Ableben mit ins Grab nahm, ist ein offenes Geheimnis. Trotz der einen oder anderen guten Idee (die Odyssee) war der Niedergang seit dieser Zeit unverkennbar.
So waren es die immer noch guten Zeichnungen, welche die Plattheiten des Textes wettmachten, auch wenn die Entwicklung der Gallier zu rehäugigen Disneyfiguren etwas nervte. Doch auch das scheint seit „Asterix und Maestria“ vorbei. Keine hohe Comic-Kunst, vorbei die Detailbesessenheit, vorbei die tollen Kolorierungen. Die Helden haben keine Ausstrahlung und selbst Falbala ist nicht mehr sexy. Einzig und allein Kirk Douglas, dem auch der neue Band gewidmet ist, sorgt als Sklave Spartakis für einen optischen Höhepunkt.
Im Dschungel der Selbstzitate ist die Story dann auch Nebensache und setzt sich aus bewährten Zutaten zusammen: Cäsar (Gespött der antiken Welt), Obelix (zuviel Zaubertrank), fremdes Gestade (Atlantis(!?)) und Frau von Methusalix (Ohnmacht). Alles irgendwie schade und überhaupt nicht toll. Ich meine, in diesem Heft wurde einst nach Vorschrift massakriert und man trank Met aus den Schädeln der getöteten Gefangenen.
Das kleine gallische Dorf hat wohl endgültig aufgehört den Eindringlingen Widerstand zu leisten, beim Teutates.