Tom Sharpe, der Grandseigneur des britischen Humors in seiner schwärzesten Färbung, hat sich mit einem neuen Roman zurückgemeldet. Ähnlich wie bei EINE FEINE FAMILIE geht es wiedermal um die Irrungen und Wirrungen der feinen britischen Gesellschaft.
Es fängt damit an, daß Timothy Bright, ein unfähiger Londoner Broker nach dem Genuß exotischer Pilze das nicht minder exotische Verlangen hat, sich die Kleider vom Leib zu reißen und mitten in der Nacht auf seinem Motorrad Richtung Norden davonzubrausen. Damit beginnt für Bright der unvermeidliche Weg ins Chaos. Erste Station des Höllentrips ist das Ehebett von Polizeichef Sir Arnold Gonders in der kleinen schottischen Gemeinde Twixt und Tween. Dort wird er besinnungslos und splitterfasernackt neben der schnarchenden und zudem lesbischen Gattin des zutiefst gottesfürchtigen Gesetzeshüters inflagranti erwischt. Gonders wittert Verrat und jubelt den Bewußtlosen seiner Erzrivalin, einer gestandenen Hochlandaristokratin, unter. Die wiederum reimt sich so einiges zusammen und holt zum Gegenschlag aus. Im Folgenden spielen ein geschändeter Dobermann, ein pensionierter Großwildjäger und einige Kilo Frittenfett entscheidende Rollen, bis sich alles im grenzenlosen Chaos und in Flammen auflöst.
Wenn man sich die Anhäufungen von entwürdigenden Szenen, menschlichen Dramen und misanthropischen Anmerkungen vor Augen führt, die zum Markenzeichen Sharpscher Romane geworden sind, kann es wirklich niemanden verwundern, daß er vor Jahren wegen der in MOHRENWÄSCHE und TOHUWABOHU geschilderten apart(heitlich)en Szenen aus Südafrika rausgeschmissen wurde. Auch wenn es in den letzten Jahren etwas ruhiger um seine Person geworden ist, Tom Sharpe hat nichts von seinem Können eingebüßt. Sein neuer Roman EIN DICKER HUND ist ein Sakrileg für alle Fans von Rosamunde Pilchers Hochland-Schmonzetten. Kann man noch Positiveres über ein Buch sagen?
Tom Sharpe
EIN DICKER HUND
Goldmann 39,80 DM
ISBN 3-442-30673-6