Zwei Typen, der ältere fett und unflätig, der jüngere scheinbar etwas wirr im Kopf, fahren mit einem Amischlitten Größe XXL durch die Nacht. An einer unbelebten Stelle halten sie an. Der junge steigt aus, öffnet den Kofferraum und schleppt eine eingewickelte Leiche in den Wald. Ein Cop auf Streife sieht den Wagen am Straßenrand und will den Fahrer kontrollieren. Kurz darauf ist er das zweite Opfer. Und er ist nicht das letzte, denn das Killerpärchen, das eigentlich nur eine Frauenleiche loswerden will, stolpert ungewollt aber zielsicher von einer Scheiße in die nächste – und immer gibt es Tote. STRAY BULLETS der Titel dieser Reihe sagt es bereits.
Mit dieser in sich abgeschlossenen Story beginnt STRAY BULLETS, die schwarz-weiß gezeichnete Reihe von hard boiled Stories, die alle zwei Monate fortgesetzt wird. Genauso wie es sich anbietet Eiswürfel in Whisky zu werfen, bietet sich die Assoziation von David Laphams STRAY BULLETS zu Quentin Tarantinos PULP FICTION an; aber genauso wie man über die Angemessenheit von Eiswürfeln in Whisky streiten kann, kann man das auch im letzteren Fall tun. Seit Quentin Tarantino Pulp Fiction gedreht hat, wird er als Erneuerer und Übervater des hard boiled Krimis angesehen. Während ersteres ja noch zu ertragen ist, hängt einem das zweite Prädikat langsam zum Hals raus: Neal Stephenson ist der Quentin Tarrantino des Cyberpunk, Nick Cave ist inzwischen Popmusik-Tarantino und – Schublade auf, STRAY BULLETS rein – David Lapham ist der Quentin Tarantino des Comics.
Doch so einfach wie es aussieht ist die Sache nicht: Was Tarantinos PULP FICTION aus der Masse der Hollywood Produktionen und trashigen B-Movies heraushebt ist vor allem sein Bemühen, die Zuschauer mit aufplatzenden Menschenkörpern zu amüsieren, statt pc-shocking zu betreiben. Diese Haltung ist David Lapham fremd. STRAY BULLETS ist nur so komisch wie ein Haufen Leichen in einer paranoiden Welt von desillusionierten Individuen ist.
David Lapham
STRAY BULLETS 1
Feest Comics 7,80 DM
ISBN 3-89343-710-X