Was verschlägt den legendären Bluesgitarristen Robert Johnson ins Reservat der Spokane-Indianer? Er will dort seine Seelenruhe wiederfinden und seinen Pakt mit dem Teufel vergessen. Also schenkt er seine Gitarre, die ein teuflisches Eigenleben besitzt, dem erstbesten Indianer, Thomas BuildsTheFire und sucht Big Mom, die Dorfhexe, auf. Mit der Gitarre beginnt die Geschichte um die indianische Folk-Blues-Band Coyote Springs. Die Band besteht aus einem Haufen von Versagern und Alkoholikern, die in ihren Leben noch nichts erreichen konnten. Durch ihre Musik erfahren sie zum ersten Mal ein wenig Anerkennung und Erfolg. Trotz geringfügiger Rückschläge deutet alles darauf hin, daß sie es weit bringen können. Doch dann machen sie sich auf, eine Platte aufzunehmen…
RESERVATION BLUES ist die Geschichte einer skurrilen Band, die sich vor dem Hintergrund der Lebensbedingungen der Indianer in den Reservaten abspielt. Doch wie auch schon Roddy Doyles ‚Commitments‘ in den Dubliner Slums erkannten: Trostlosigkeit, Arbeitslosigkeit, Alkoholismus und Identitätskrisen sind ein guter Nährboden für den Blues. Sherman Alexie, Jahrgang 1966, braucht sich keine Pseudo-Ethno-Attitüde zuzulegen, um ein Lied davon zu singen, er wuchs im Spokane Reservat auf. Vielleicht ist das der Grund, warum er diese leidvollen Themen mit einem ironischen Unterton angeht und auf die in den USA immer noch praktizierte p.c. pfeift. Deshalb der Tip: Schnappt Euch RESERVATION BLUES, sucht eine Veranda mit Schaukelstuhl, legt eine Bluesplatte auf, am besten eine alte verkratzte, und freut Euch, daß es anderen noch viel schlechter geht.
Nachtrag: ‚Reservation Blues‘ wurde inzwischen mit dem ‚Before Colombus Foundation’s American Book Award‘ ausgezeichnet und Sherman Alexie hat seine Zelte in Seattle, dem Altersruhesitz der Grungeveteranen, aufgeschlagen.
Sherman Alexie
Reservation Blues
Goldmann 14,90 DM
ISBN 3-442-435500-1