Charles Bukowski: Ausgeträumt

Um es gleich vorweg zu nehmen: Mit „Pulp“, so der Originaltitel von „Ausgeträumt“, dem letzten zu Lebzeiten von Hank publizierten Werk, bedient Charles Bukowski weniger pubertierende Jünglinge oder die inzwischen erwachsenen Jünglinge von einst, die den aufkeimenden Trieben mit Stories wie „Leben in einem texanischen Hurenhaus“ begegneten. „Ausgeträumt“ ist eine Geschichte, in der sich Buk zu einem größeren Teil als in seinem übrigen Romanwerk der Fiktion zuwendet. Das will nicht heißen, daß Bukowski kurz vor seinem Tod eine Kehrtwendung um 180 Grad gemacht hat und nun die Nähe von Rosamunde Pilcher suchte. Das Millieu, in der die Handlung spielt, ist das gewohnte aber es handelt sich nicht um eine Szeneschilderung oder Autobiographisches. Der Erzähler ist diesmal nicht Buks alter ego Henry Chinasky, sondern der Privatdetektiv Nick Belane.

Es geht um folgendes: Belane ist eine ungewöhnliche Gestalt in mehrfacher Hinsicht. Ungewöhnlich ist seine Art einen Fall anzugehen – mal anfangen und sehen was passiert – ungewöhnlich ist auch, daß er mit dieser Methode gelegentlich einen Fall zu Ende bringt, ob es sich dabei um einen gehörnten Ehemann oder einen Bestatter handelt, der eine laszive Außerirdische loswerden möchte. Doch an zwei Fällen kommt er nicht voran: den toten Schriftsteller Céline dingfest zu machen, der ihm laufend über den Weg läuft oder den Red Sparrow, den roten Sperling zu finden…

Bukowski bürstet die Schwarze Serie gegen den Strich und zum Vorschein kommt eine ironische Parabel über das Leben, die zum besten gehört, was er je geschrieben hat. „Ausgeträumt“ ist die amüsante, ja gelassene Antwort auf den Vorwurf einiger Kritiker, die in seinen Texten nichts anderes sehen wollten als die groteske Stilisierung des Lebens derjeniger, für die die feine amerikanische Gesellschaft den Begriff ‚White Trash‘ hervorgebracht hat.

Charles Bukowski
AUSGETRÄUMT
dtv 12,90 DM
ISBN 3-423-12342-7

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