Kundun

Ein kleiner Junge aus ärmlichen Verhältnissen, der zum politischen und geistigen Oberhaupt seines Volkes wird. Das ist nicht etwa ein Märchen der Gebrüder Grimm, sondern die Geschichte des 14. Dalai Lamas, die Martin Scorsese jetzt verfilmt hat. Sein bildgewaltiges und farbenfrohes Spektakel ließ er mit wunderbar sphärischer Musik des britischen Neo-Klassikers Philipp Glass unterlegen. Als Schauspieler wurden fast ausschließlich Exil-Tibeter verpflichtet, die diesem Werk durch deren persönliche Bindung zum Dalai Lama und zur Geschichte ihres Volkes auf beeindruckende Weise Authentizität verleihen. Damit ist ein zwei Stunden und 22minütiges Epos entstanden, das ganz in der Tradition von „Der letzte Kaiser“ oder „Ghandi“ steht.

Im Alter von zweieinhalb Jahren wird der Sohn einer tibetischen Bauernfamilie von Mönchen aus Lhasa als Kundun („Gegenwart des Buddhas“) erkannt und mitgenommen. Von nun an wird der aufgeweckte Junge auf sein Leben als religiöser Führer der Tibeter vorbereitet. Doch auf den Auserwählten wartet keine einfache Zeit, denn kaum hat er das 15. Lebensjahr erreicht, marschieren die Chinesen ein und überwältigen das friedliebende Volk. Immer nach dem Prinzip der Gewaltlosigkeit lebend, muß der junge Dalai Lama mit ansehen, wie den Menschen in Tibet Leid zugefügt wird und immer neue Demütigungen durch Mao ertragen. Die spirituellen Bräuche passen den Kommunisten dabei gar nicht ins Konzept, so daß der heranwachsende Kundun zunehmend in Lebensgefahr gerät. Bald steht er vor der schwersten Wahl seines noch jungen Lebens: Soll er dem Volk zuliebe bleiben, gar seine Prinzipien verraten und kämpfen? Oder stattdessen ins Exil gehen, um seinen geistlichen und politischen Verpflichtungen auch weiterhin nachkommen zu können und von dort aus die Rückgabe Tibets zu erreichen? Eine Entscheidung, von der die weitere Existenz der tibetischen Kultur abhängen wird.

Kundun
Regie: Martin Scorsese
Darsteller: Tenzin Thuthob Tsarong, Tencho Gyalpo, Geshi Yeshi Gyatso

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