Nasskaltes Wetter, Feierabend, im Fernsehen flimmern die Ereignisse aus Sydney in meine Wohnstube, auf dem Herd kocht cremige Tomatensoße, im Topf sprudeln Gnocchi, es riecht nicht nach Zigarettenrauch in der ansonsten leblosen Wohnung und der Geruch nach Stallungen ist auch verschwunden. Merkwürdig. Wo ist meine Frau??? Ach ja, die ist ja wieder eine Woche nach Karlsruhe strafversetzt worden, um dort unter abenteuerlichen Jugendherbergsverhältnissen die Tierpflegerschule zu besuchen. Das heißt: Ich bin Strohwitwer – also ein Ehemann, der vorübergehend ohne seine Frau lebt. Das hat nicht nur Nachteile, meine Herren.
Wollen sie wieder Gerichte kochen, die ihre Frau nicht mag oder nicht verträgt oder die sie einfach nur an ihre Junggesellenzeit erinnert? Dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt gefunden, um Schweinshaxen anzurichten, Spaghetti in Olivenöl zu ertränken oder Fischstäbchen mit Kartoffelsalat anstelle von Püree und Spinat zu verköstigen.
Jetzt werden sicherlich einige denken: Kaum ist der verheiratet, freut er sich darauf, dass seine Frau für ein paar Tage verreist ist. Na und? Ist das etwa verwerflich? Sollte ich mit einer Ehealltagsentziehungskur (oder vielleicht doch -erholungskur?) warten, bis wir Silberne Hochzeit gefeiert haben? Quatsch! Das kann ich ebenso gut im noch jungen Ehealter vertragen und genießen. Das soll ja nicht heißen, ich könnte mich mit meiner Frau nicht amüsieren. Im Gegenteil.
Nur: „Wie soll isch misch nach dir sehnen, wenn du jeden Tag bei mir bist?“ sang einst Mademoiselle Françoise Cactus in „Schön Von Hinten“, einem der schönsten Hits von Stereo Total. Und damit hat sie den Nagel mit voller Wucht auf den Kopf getroffen. Ruhephasen sind wichtig. Die braucht der Körper, die braucht der Geist, die braucht der Mensch, ja, selbst der Ehemann.
Um Ermüdungen in der Ehe vorzubeugen, ist uns die schwäbische Blockschule gerade gut genug. Okay, die damit einhergehenden immensen Telefonkosten müssten nicht sein, aber wir können ja nicht völlig den Kontakt kappen und so machen, als wäre vor ein paar Wochen auf dem Standesamt nichts geschehen. Und nicht nur das: Selbst wenn wir uns nicht das Ja-Wort gegeben hätten, würden wir uns dennoch lieben und müssten bei Trennung in regelmäßigen Abständen miteinander telefonieren. Schließlich passiert ja immer dann etwas wichtiges und interessantes, wenn der Partner nicht in greifbarer Nähe ist und die Kontaktaufnahme zu ihm in gerade dem Moment dem maximalen Aufwandsfaktor entgegensteuert. Wem sonst sollte man per Handy erzählen, dass man eine ziemlich günstige Regenjacke gefunden habe, nur nicht wisse, ob man sofort zuschlagen solle? Das sind Probleme, die nur der Ehepartner lösen kann. Damit wollen sich Kumpels nicht auseinandersetzen. Dafür haben die doch keine Zeit. Wenn das dann handytechnisch zum sauteuren Preis intensiv erörtert wurde, erklärt man das Telefonat natürlich schnellsten für beendet (wegen der Kosten) und möchte auflegen ohne sich die Probleme seiner Frau angehört zu haben. Tse, tse, tse. Männer!
Und nächste Woche geht es an dieser Stelle weiter…