Hübsch gewagt, was Richard D. James da vorlegt. Ein Doppelalbum voll Melodien und Rhythmen – kein einziger „wirklicher“ Song darunter, kryptische Take-Titel wie „Orban eq trx 4“ oder „Gwarek 2“, aber das ganze mal selbstbewusst „Drukqs“ genannt.
Frech und selbstironisch, so präsentiert sich James alias Aphex Twin gern. Und so seltsam „Drukqs“ auch anmutet – eines ist sie nicht: langweilig.
Es ist ein verwirrendes, vielgängiges Klanglabyrinth, das Aphex Twin eröffnet. Wilde Loops aus TripHop-Beats, Jungle und Geräuschen. Und viel Ambient. Und immer wieder dazwischengestreut: kleine, elegische Piano-Phantasien. Traditioneller Gegensatz zum elektronische Sound-Universum, durch das der Brite führt. Stimmungen und Räume zu erzeugen, das ist seine große Kunst. Entkleidet von gängigen Songstrukturen, ist Aphex Twin variabel wie kein anderer Musiker.
Sein Trip hat auf den ersten Blick wenig mit den bekannten Clubmusic-Kategorien zu tun. Das Hirn ist die Beute, die Aphex Twin im Visier hat, nicht die Beine. Trotzdem: mit Leichtigkeit schüttelt er Klänge und Beats aus dem Ärmel, die dem ganzen Körper Spaß machen. Gedämpft klingt vieles, was „Drukqs“ zu bieten hat. Warm und fließend. Und oft seltsam fernöstlich. Flirrende Gamelan-Musik. Bevor wieder Chopins Geist ran darf… Aber auch immer wieder schrille und harte Industrial-Klänge. Acid-Fetzen, Kathedralen-Pathos, webende Orgel-Schübe.
Es waren wohl einfach zu viele Töne, die in Aphex Twins Kopf summten. Weil sie rausmussten, ist „Dukqs“ ein ungewöhnliches, poetisches Gesamtkunstwerk geworden. Wie eine riesige Farbenpalette. Unterhaltsam und anspruchsvoll, aber jedermann zugänglich.