Das sieht übrigens sehr lustig aus, so ´ne Schallplatte ohne Leerrillen. Eine großes, schwarzes Nichts. Es kommt also mal wieder ein Riesenpotpourri.
Sing mit, Folge 6. Aber diesmal ein Special: von Hamburg bis Mexico. Hamburg erkenn ich nur an „Das gibt´s nur auf der Reeperbahn bei Nacht“. Aber Mexico strahlt mich schon mal auf fast der kompletten ersten Seite an. Will ich jedenfalls hoffen. Nicht dass sich da auch noch ein bisschen Spanien und ein Hauch Brasilien untergeschlichen hat. Aber James Last-Fans wissen, was gemeint ist mit „bis Mexico“. Und genau danach klingt´s auch. Super, super, super.
Solche Latin-Schlager eignen sich halt hervorragend für eine flotte Party. Sommerfeeling gibt´s da gratis. Und die Texte auch, die sind nämlich abgedruckt auf der Innenhülle. Meine Lieblingszeile ist „Über Peine und Paris, wo sie sich kurz blicken ließ.“ Aus „Einmal nach Sevilla“. Jesses, tobt hier die Percussion-Crew. Die hat richtig zu tun.
Die Leute auf dem Cover auch. Die sind heftig am Tanzen und Feiern. James Last würde auch gern mitfeiern, muss aber die große Sechs halten, die mitten auf dem Cover steht. Am liebsten sind ihm deshalb Folgen wie 1 oder 2. Alle Zahlen eben, die von selbst stehen und nicht wegrollen können.
Doof, das. Dabei hatte er sich so schön aufgebrezelt. Die Schlangenleder-Boots, die beige Hose und das Glitzershirt mit dem Schlitz an der Seite. Und diesmal lächelt er sogar richtig! Oder ist das nur ein Flirt mit dem Fotografen, damit er vielleicht rüberkommt und James Last ihm die Sechs in die Hand drücken kann?
Eine Tanzpartnerin hätte er auch schon. Die scheint etwas irritiert auf den entrückten Bandleader zu gucken. Aber kein Vergleich zu meiner Irritation, mit der ich auf die Frau gucke: Wieso trägt man ein Nichts von einem trägerlosen Hosenanzug, hängt sich aber einen Pulli über die Schultern? Eigentlich erklärt sich das von selbst, könnte man meinen: weil´s so schulterfrei halt ein bisschen kühl ist. Aber ich dachte, schulterfrei trägt man, damit die Schultern zu sehen ist. Vielleicht kann ich von den 70ern noch was lernen…
Singen zum Beispiel. Diese Sing mit-Platten sind wirklich toll. Vor allem, wenn man sich vorstellt, dass diese Latin-Sommer-von-Hamburg-bis-Mexico-Platte unter dem Einfluss von literweise Glühwein entstanden sein dürfte. Denn: aufgenommen am 10. Dezember 1977. Zum Ausgleich sind bestimmt alle James Last-Weihnachtsplatten im Hochsommer entstanden. Bei einer solchen Verkehrung der Jahreszeiten, der meteorologischen Entfremdung – wird man da nicht wahnsinnig? Gibt das nicht irre hohe Scheidungsraten? Oder fängt man das durch eine von der NASA gebaute Klima-Anlage auf, die immer auf „Gegenteil“ eingestellt ist?
Vielleicht kriegt man auch nur so dieses gewisse Etwas, das die flotten James Last-Platten auszeichnet. Wir dachten immer, es sind die virtuosen Musiker, der Jazz oder die Drogen. Nein, letzteres natürlich nie. Hat man nie auch nur ein Fitzelchen von gehört. Bis auf „Auch Musiker trinken gern“ (s. die Russland-Platten). Vielleicht sollte man mal recherchieren, was in dem James Last-eigenen Fitnesscenter vor sich geht. Vielleicht gibt´s da ´ne Schleuse, in der die Musiker von Sommer auf Winter gepolt werden und umgekehrt.
Und hey, da ist ja ein Stimmungslied, um das uns auch die Spanier und Mexikaner beneiden. Und die Hamburger: „Sieben Fässer Wein“! Es geht also auch mit deutscher Mucke.
Rolling and rumbling – das ist das, was diese Platte rüberbringt. Saftiger Sound, ein kickassender Chor und eine phatte Band. Die Musik strahlt in unendliche Weiten. So, wie das sein soll. Klasse Ding!