Zarte Frauen mit großen Augen – die Amerikaner haben Norah Jones, die Engländer Katie Melua, die Franzosen Carla Bruni und wir können jetzt mit Annett Louisan dagegen halten. Während Katie Melua über ein keusches „My Aphrodisiac Is You“ nicht hinauskommt, fährt die 25-jährige Hamburgerin ganz andere Geschütze auf.
Wenn sich Frauen in „freier Wildbahn“ so benehmen würden, wie Annett Louisan das in ihren Texten skizziert, würden wir Männer ganz schön alt aussehen. Aber allein die Tatsache, dass sie so denken könnten, dürfte manchem Mann den Schlaf rauben. Selbstbewusst ironisch guckt Annett Louisan wie ein Engel und singt wie ein Luder. Ihre feinen Pop-Chansons kommen wohlarrangiert und zart daher und man weiß nicht, ob man ihren Textpartner Frank Ramond mehr loben muss oder Matthias Haß und Hardy Kayser, die für einen Großteil der Musik verantwortlich zeichnen.
Gemeinsam mit Louisans Ausstrahlung und Stimme ist ein wunderbares Album gelungen, das sowohl textlich als auch musikalisch jede Erwartungshaltung hinter sich lässt. „Bohème“ ist in diesem Jahr sicherlich das beeindruckendste deutsche Debütalbum.
Annett Louisan: Bohème
105 Music/Sony
www.annett-louisan.de
VÖ: 25.10.2004