Das Fieber der Erwartung hat nun die gesamte HINTERNET-Redaktion gepackt. Stücker vier Euro, abgebucht von der Kostenstelle „Obsessionen des Krimibloggers“, war unserer Finanzabteilung die Sache wert. Und nun ist er unterwegs! Kommissar X’ens legendärster Fall…
Derweil in allen Redaktionsräumen die Mutmaßungsküche brodelt. Was hat es denn nun auf sich mit diesem mysteriösen Titel „Ein Henker ist kein Blumenstrauß“? Unser Chefredakteur, ein gesetzter Herr mit logischem Verstand, tippt auf einen Tippfehler: „Ein Henker isst kein‘ Blumenstrauß!“ müsse das heißen, denn ihm sei es in seiner jahrzehntelangen Maloche an der Illustriertenfront selbst des öfteren passiert, dass sich Buchstaben eingeschlichen, ausgeschlichen oder schlichtweg im Dickicht eines Satzes an die falsche Stelle verirrt hätten.
„Nein!“ widerspricht Fräulein Katja. „Der böse, dumme Lektor war’s! Ursprünglich sollte der Titel wohl ‚Zum Henker, was für ein Blumenstrauß!‘ heißen, so wie jede Frau von Welt flucht, wenn ihr irgendso ein darhergelaufener Kommissar X ein Bündel Unkraut überreicht, bloß weil das Schwein sexistische Hintergedanken hat und mit einem ins Bett will!“
Ich verfolge die Diskussion kalten Blutes, weiß ich doch aus meiner Erfahrung als Krimileser genau, dass „Ein Henker ist kein Blumenstrauß“ nichts sonst sein kann als eine Art Kennsatz, den man einer bis dato unbekannten Person sagt, worauf diese mit einem anderen Kennsatz antwortet, so dass man weiß: Aha, das ist die Person, die ich treffen will!
So etwa könnte das in praxi aussehen: „Kommissar X näherte sich dem ungepflegten Zwerg, der in der dunkelsten Ecke des Lokales saß, setzte sich ungefragt an den Tisch, beugte sich weit vor, so dass sein Mund das nach alter Seife, Schmalz und den Ausdünstungen eines niemals gereinigten Kopfhörers riechende Ohr des Zwergs beinahe berührte. Und er flüsterte: ‚Ein Henker ist kein Blumenstrauß‘. Der Zwerg grinste schief, räusperte sich und antwortete: ‚Aber er stinkt wie ein Primel in der Mittsommernacht.‘ Dann hob er die Rechte und streckte zwei Finger aus. Die Serviererin brachte zwei Bier und zwei Klare.“
Immerhin wissen wir bisher, dass als Autor dieses fulminanten Titels kein Geringerer als C. H. Guenter gelten kann. Sagt jedenfalls Herr Preyer vom Oerindur Verlag. Nun, ich werde diese Aussage mit Hilfe einer akademischen Stilkritik verifizieren. Wozu hat man schließlich sein halbes Leben lang Germanistik studiert! Meine Fresse, bin ich gespannt!