Crime Surf: Bert F. Island

Bis vor 20 Minuten war mir der Name Bert F. Island kein Begriff. Dann startete ich eine Amazon-Suche nach antiquarischen Büchern über Island.

Tja, und da tauchte er auf: Bert F. Island, Autor von (mindestens) 193 garantiert islandfreien Kriminalromanen, in den 60er Jahren in der „Kommissar X“ – Reihe des Pabel Verlags veröffentlicht und mit solch denkwürdigen Titeln wie „Galgenvögel zwitschern nicht“, „Blondinen in Beton“ oder „Der Nigger muss sterben“ versehen.

Ich gebe zu, dass mich generell Leute interessieren, die sich Bert F. Island nennen und in einem einzigen Jahrzehnt mindestens 193 Romane schreiben. Das heißt ja auch: Mindestens 193 Titel erfinden! Dabei fällt auf, dass Island eine Vorliebe für die Zahl 3 zu haben schien: „Drei Kugeln für den Chef“, „Drei Tote nach Baltimore“, „Drei halten Gericht“, „Der dreifache Tote“, „Die drei Gesichter des Todes“, „Mord bei Dreiviertelmond“. Einmal deutet Island seine Vorliebe nur neckisch an: „Zum ersten, zum zweiten und zum …“, doch geradezu obsessiv wird es, wenn er die Drei in Verbindung mit Tieren und Farben bringt: „Drei goldene Schlangen“, „Drei blaue Panther“, „Drei gelbe Katzen“, „Drei grüne Hunde“.

Meine beiden Lieblingstitel von Bert F. Island jedoch sind diese: „Mohamed schießt links“, hinter dem wir sicher keinen islamkritischen Thriller vermuten dürfen, und „Ein Henker ist kein Blumenstrauß“. Es war letztgenannter Titel, der mich erahnen ließ, dass Bert F. Island etwas Besonderes sein musste, kein hundsgewöhnlicher Krimiheftlohnschreiber, der Tag für Tag seine 60 Seiten in die alte Olympia-Maschine haut, sondern ein Mensch mit einer geradezu abstrus-überbordenden Vorstellungskraft. Denn wer einen Roman „Ein Henker ist kein Blumenstrauß“ nennt, muss zumindest eine vage Vorstellung davon haben, wie es aussehen dürfte, WENN ein Henker ein Blumenstrauß wäre. Selbst ich, der ich ohne zu zögern einen Kriminalroman „Drei weiße Mäuse fahrn nach Baltimore“ nennen würde, kann da nicht mithalten.

So. Und wer war nun dieser Bert F. Island in der schnöden Wirklichkeit? Hier brachte googeln raschen Erfolg. Bert F. Island hieß bürgerlich Paul Alfred Müller, lebte von 1901 bis 1970, begann als SF-Autor und schuf die erfolgreiche Serie „Sun Koh, der Erbe von Atlantis“, verwendete die Pseudonyme Lok Myler und Freder van Holk sowie geschätzte zwei Dutzend andere und erhielt 1959 als erster den Kurd Laßwitz Autorenpreis.

Dazu hier mehr.

Und ich werde mir schnellstens einen Bert F. Island – Krimi besorgen. Wahrscheinlich „Ein Henker ist kein Blumenstrauß“.

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