Back to the roots. Als der deutsche Kriminalroman noch Literatur war und nicht nach der Anzahl der Leichen und Schusswechsel taxiert wurde. Das Buch, „Stopfkuchen“ von Wilhelm Raabe (1831 – 1910), ist kein Thriller. Aber spannend.
Ja, ganz ehrlich gesagt: Es ist noch nicht mal ein Krimi im heute gebräuchlichen Sinne. „Eine See- und Mordgeschichte“ heißt der Untertitel, und das stimmt irgendwie auch. Eduard, der es zu einer Farm in Südafrika gebracht hat, befindet sich auf der Rückreise von einem Heimatbesuch und schreibt seine Erlebnisse und Erinnerungen an Bord des Schiffes auf. Im Mittelpunkt steht „Stopfkuchen“, der dickste, faulste, gefräßigste Freund aus der Jugendzeit. Er sitzt als Landwirt in der „Roten Schanze“, nachdem er die Tochter des Besitzers geheiratet hat, der wiederum einen Mord an einem gewissen Kienbaum begangen haben soll, was allerdings nie bewiesen werden konnte.
Weiter bin ich noch nicht. Nach einem guten Viertel lässt sich kaum absehen, wohin das alles führen wird. Kein gewöhnlicher Krimi, das steht schon mal fest, und hier befindet sich Raabe gänzlich in der Tradition von Schiller, Kleist oder Fontane, deren „Krimis“ ebenfalls keine sind, doch mit durchaus genretypischen Versatzstücken arbeiten. Aber das ist ein anderes Thema und wird hier noch angemessen behandelt werden.
Jedenfalls lese ich den „Stopfkuchen“ momentan mit wachsendem Vergnügen. Das liegt vor allem an Raabes flexibler Sprache, seinem Witz und seinem untrüglichen Gespür für Prosakonstruktion. Sämtlich Eigenschaften, die man als guter (Krimi-)Romanautor schon haben sollte. →Lest halt mal rein!