Hat man sich erst einmal in ein Thema eingehört, wird man selbst für leiseste Töne empfänglich. „Literarische Krimis“ also. Ein →kleines Zitat der Autorin Silvia Kaffke im Forum der Krimi-Couch:
„etwas literarischer, aber nicht weniger spannend – sehr ungewöhnlich: Mischa Bach: Der Tod ist ein langer, trüber Fluß“
Dass man bei „literarisch“ extra erwähnen muss, der Krimi sei trotzdem spannend – interessant. Und gar nicht so seltsam, wie ich beim ersten Lesen glaubte. Jedenfalls dann nicht, wenn man sich einen Krimiautor vorstellt, der bisher „nur“ Krimis geschrieben hat (vielleicht nicht einmal die schlechtesten) und plötzlich davon träumt, Pflichtlektüre an der Schule seiner Enkel zu werden. Dass „Literatur“ die Spannung quasi totschlage, weil Spannung etwas sehr Triviales sei – ’s ist ein altes Vorurteil, das leider durch viele Beispiele belegt werden kann. Aber rein theoretisch… Nö, muss nicht sein. Andererseits: Desto „unliterarischer“ ein Krimi umso legomäßiger die Spannung. Also: Literatur und Spannung: ein wunderbares Paar.
(Worauf sich das „sehr ungewöhnlich“ bezieht, weiß ich jetzt nicht. Auf die Verbindung „literarisch / spannend“ oder auf Mischa Bachs Buch?)
dpr
Ein bisschen spät für eine Reaktion, das gebe ich zu, aber ich habe den Beitrag gerade erst durchs Googeln gefunden…
Nein, ich pesönlich finde nicht, daß sich „literarisch“ und „spannend“ ausschließen (was ja gerade Mischa beweist. Aber ich denke, hinweisen sollte man die Besucher eines Leserforums schon darauf, dass sie hier kein glatt herunterzulesender Roman erwartet.
Vielleicht kommt das auch daher, dass ich selbst – obwohl oft für die Sprache gelobt – der Geschichte alles unterordne, aus dem Bauch schreibe und lediglich später ein paar Dinge glätte. Ich kenne – auch aus der Zeit, als ich ständig mit „Schubladenautoren“ beim Duisburger Autorentreff zu tun hatte – zur Genüge den Sprachwichs, den manche veranstalten, um interessant und „literarisch“ zu scheinen. Für mich zählt beim Krimi die Geschichte, die Geschichte und die Geschichte. Ach, ja, die Figuren natürlich auch. Und wenn jemand es schafft, dabei noch literarische Finesse zuzufügen, die mein Lesevergnügen steigert und es nicht zur Arbeit werden werden läßt, dann verbeuge ich tief vor dieser Künstlerin. Wie Mischa Bach eben.
Liebe Grüße
Silvia Kaffke
Hallo Silvia,
d’accord. Was mich nur ständig verwundert, ist diese geradezu ängstliche Trennung von Krimi und Literatur im Allgemeinen und die Betonung, ein Buch sei zwar „nur“ ein Krimi, aber trotzdem Literatur. Nee, Literatur ist erstmal kein Qualitätsbegriff. Beim Krimi wird er aber so eingesetzt (hier empfehle ich dir die entsprechende Diskussion im Blog). Eine Folge ist eben auch, dass etliche Autoren (nicht du!) denn auch so schreiben, als hätten sie mit „Literatur“ nichts zu tun.
bye
dpr