In seiner →Kritik von Heinrich Steinfests Roman „Der Umfang der Hölle“ schreibt Walter Delabar:
„Normalerweise taugen Kriminalromane nichts, in denen auf den ersten hundert Seiten kein Kapitalverbrechen zu vermerken ist.“
Und sein abschließendes Urteil lautet:
[Steinfests Verstöße] gegen die kriminalliterarische Konvention, die immer so tun, als ob sie sie erfüllen wollten, aber nicht könnten, sind offensichtlich Absicht und als Schreibprinzip ehrenwert, ja avanciert, grotesk, vielleicht sogar kritisch. Aber tut man sich sowas zur Unterhaltung an?
Darüber wollen wir einmal nachdenken. Ich meine das jetzt wirklich nicht ironisch, sondern als konkrete Aufforderung an alle Leser dieses Blogs. WIr wollen über die Frage nachdenken:
Wo beginnt Krimi? – Wo endet Krimi? – Wenn überhaupt?
und das Ergebnis als Kommentar der nachdenkenden Öffentlichkeit preisgeben. Diese Antwort kann aus zwei Autorennamen bestehen (Conan – Ellroy meinetwegen), sie kann ausführlich sein oder knapp, literaturwissenschaftlich oder nicht, sie kann die beiden obigen Zitate einbeziehen oder ignorieren – das liegt bei euch. Unter allen Mitwirkenden, die eine gültige Emailadresse hinterlassen, verlosen wir einen schönen Krimi. Wir sind da großzügiger als andere Krimiblogs.
Bin ich wirklich der einzige, der hier einen „schönen Krimi“ will (lechz):
Nun ja, jedenfalls will ich mich mal an der geradezu religiösen Fragestellung – Wo ist der Anfang?, Wo ist das Ende? – versuchen, und dabei die Anregung aufnehmen, meine ganz persönlichen Grenzerlebnisse beim Lesen von Kriminalromanen an zwei Autorennamen fest zu machen.
Und ohne lange zu überlegen – der erste Gedanke soll ja der Beste sein – fallen mir dabei ein:
Dan Brown und Paco Ignatio Taibo der II. Mein „Krimi-Himmel“ und meine „Krimi-Hölle“. Denn einen „hasse“ ich, denn anderen „liebe“ ich. Natürlich nur insoweit, als ich fähig bin, für einen Krimiautoren Gefühle aufzubringen.
Von dem einen habe ich vor ca. zwei Jahren ein Buch gelesen, und noch heute werde ich wütend, wenn ich nur den Namen dieses Autors oder eines seiner Werke höre oder durch irgendeine Assoziation an ihn denken muss. Wütend, weil dieser Autor mich zutiefst beleidigt hat, indem er ein derart kaltes, seelenloses, durchkonstruiertes, banales, phantasieloses, dümmliches Buch geschrieben hat und dafür auch noch (und für einige vermutlich ebenso kalte, seelenlose, durchkonstruierte, banale, phantasielose und dümmliche Bücher) mit einem gigantischen kommerziellen Erfolg belohnt worden ist. Wobei ich ihm allerdings lassen muss, dass seine Beweisführung zu der These „Die Masse der (Krimi-)Leser sind dumme Schafe“ grandios gelungen ist. Ich jedenfalls fühlte mich beim Lesen seines Buches als dummes Schaf, das seine Zeit vertut.
Und auf der anderen Seite ein Autor, von dem ich bisher seine ersten drei (ins Deutsche) übersetzten Bücher in Reihe gelesen habe. Bei jeder Zeile dieses Autors hatte ich das Gefühl, dass dieser Autor ein tief empfundenes Bedürfnis hat, seine Geschichten zu erzählen, um das Herz, die Seele und den Verstand seiner Leser zu erfüllen. So sinnlich, poetisch, politisch, witzig und insbesondere vor Phantasie überquellend sind seine Geschichten. So wird mir noch heute ganz warm ums Herz, wenn ich an den damaligen Lesegenuss denke.
Was tröstlich ist und mich – Materialist der ich bin – versöhnlich stimmt, ist der Umstand, dass auch dieser Autor kein von der großen Leserschaft verkanntes „Genie“ ist, sondern er ebenfalls einen erheblichen kommerziellen Erfolg hat, der seit vielen Jahren andauert.
Schön, Thomas! Ich warte noch ein bisschen ab, ein paar Tagen vielleicht, dann schreiten wir hier zur Verlosung des versprochenen Buches. Deine Email hab ich ja. Wenn es so bleibt wie jetzt, sind deine Chancen, dass dein Name aus der großen Trommel gezogen wird, nicht die schlechtesten… Oder sollte es noch jemanden geben, der es spannender macht? Na?
bye
dpr