Robert Brack: Haie zu Fischstäbchen

Nein, Fräulein Rabe heißt Lenina, nicht Lena. Erinnerung an den linksradikalen Vater, den sie als Privatdetektivin auch beruflich beerbt hat. Anfang 20, Nahkämpferin, ihr Revier ist der Hamburger Kiez, und da lernt man viele Leute kennen. Eine heruntergekommene Schauspielerin etwa, und dann ist die plötzlich tot. Krimi eben.

Lenina ermittelt also. Die Tote hat man auf brisantem Gelände entdeckt, wo sich die Alternativen eingerichtet haben, das aber als Spekulationsobjekt auch im Visier eines dubiosen Bauunternehmers ist, den kennenzulernen Lenina das zweifelhafte Vergnügen hat. Und es gibt einen jungen Mann, mit dem Lenina gerne schlafen würde (schafft sie dann auch) und der in der Klemme steckt, was mit dem Bauunternehmer und seinen Geschäften zu tun hat – und vielleicht auch mit der Toten?

Man sieht: Es geht hoch und verwickelt her in Robert Bracks „Haie zu Fischstäbchen“, dem zweiten Fall mit der Jungdetektivin Rabe. Erzählt wird in der bewährten Mischung aus flapsiger Weltsicht und Action, wobei Lenina, durch deren Augen wir der Handlung folgen, einerseits erkennbar wird, andererseits genügend Leerstellen behält, um interessant zu bleiben.

Dabei ist man zunächst nicht ohne Befürchtungen. Schon wieder ein Fall um windige Kommunal- und Bauspekulationspraktiken? Ja. Nein. Denn alles hat seinen Platz im leicht hingetupften Soziogramm St. Paulis mit seinen Gewinnern und Verlierern, Weltverbesserern und Pragmatikern, Irrenden und Verwirrten. Ein idealer Ort für Lenina, an dem sie glaubwürdig agieren kann, inmitten eines genau skizzierten, niemals jedoch penibel (und penetrant) ausgemalten Personals.

Sie ist wohl keine Modesty Blaise, aber ein bisschen schon mit ihr verwandt. Auf locker ironische Art vielleicht, längst noch nicht im Zustand jener professionellen Souveränität, doch als Charakter glaubhaft aus der Wirklichkeit geschnitten und in die Fiktion eingefügt.

Erzählt wird eine flotte Story nahe am Whodunit ohne künstlich gegrabenen Tiefgang, durchaus jedoch mit flüchtigen Blicken in Abgründe (besonders gelungen das Porträt des Lebensgefährten der Ermordeten). Das ist ausbaufähig. Lenina ist ja noch jung.

Robert Brack: Haie zu Fischstäbchen. 
Edition Nautilus 2005. 12,90 €

19 Gedanken zu „Robert Brack: Haie zu Fischstäbchen“

  1. du bist doch nicht w i r k l i c h aus anobellas welt geflüchtet, bloß weil wir wegen lolita …?(*fängt sich selbst ab)
    … schön! vielleicht liest ja sogar mein krimiskeptischer hamburger – *treppauf, treppab! – einen krimi aus seiner wohnstadt.
    aoea

  2. Hallo, liebe Kommentatorin, deren Name hier NIE MEHR erwähnt werden soll:
    MORGEN gibts einen BITTERBÖSEN FREITAGSESSAY, der mit solchen IgnorantINNEN, wie Sie eine sind, gnadenlos abrechnet! Die Rezension Ihres „Weinpanscherkrimis“ befindet sich momentan in einem Stadium totalsten Verrisses, was ich aber noch locker steigern kann. Also hüten Sie Ihre Zunge! Und geduzt wird hier auch nicht mehr! Sie werden noch von mir hören! Junges Gemüse, pragerisches!

    grußlos
    dpr

  3. das ist doch nicht zu fassen! auf watching the detectives werden kommentatoren/autoren EINGESCHÜCHTERT!
    *schlägt die hände über dem kopf zusammen

  4. Sie da! wtd ist der diktatorischste Weblog weltweit! Gnadenlos, gemein, unbestechlich (von Geldspenden abgesehen), frauen- und kinderfeindlich, auf deutsche KrimiautorINNEN abgerichtet wie nur je ein Bullterrier, wir neigen bedenklich zu Sadismus, Franko- und Pädophilie, Misantropie und literarisch-religiösem Fundamentalismus! Ansonsten sind wir ziemlich umgänglich.

    noch grußloser
    dpr

  5. Definition „umgänglich“: Bei enthusiastischem Lob der in diesem Blog publizierten Beiträge zeigen sich die Blogger umgänglich.

    am grußlosesten
    dpr

  6. Der Kollege dpr schrieb:

    wir neigen bedenklich zu Sadismus, Franko- und Pädophilie, Misantropie und literarisch-religiösem Fundamentalismus!

    Der Kollege dpr sollte aufhören, das Hinternet in aller Öffentlichkeit schlecht zu machen:

    Wir sind nicht frankophil!

    Noch mal so eine Unterstellung und Sie hören von meinen Anwälten!

  7. Oh, pardon, Chef!
    Das sollte natürlich nicht „frankophil“, sondern „francophil“ heißen. Wo Sie doch zu Zeiten der Franco-Diktatur in Spanien jedes Jahr nach Mallorca geflogen sind und alles „so geil“ fanden: den Sangria, die Weiber, das Meer…
    Darf ich jetzt wieder aus der Besenkammer raus? Danke!

    devotest
    dpr

  8. wer ist denn der CHEFREDAKTEUR?
    *telleraugen
    @dpr: ich habe dich gelobt für die kritik! (bleibt UNKORRUMPIERBAR beim „du“!) aber WOFÜR?! eh?!
    stattdessen: liebe Kommentatorin, deren Name hier NIE MEHR erwähnt werden soll!
    ja – vorschlag! – schließt doch die kommentarfunktion! das geht ganz einfach! zack – schon ist sie zu!
    anobella,
    routinierte krimiautorin!

  9. Hättest DU (ich bin ja großmütig!) das legendäre PROMIMASSAKER zu Ende gelesen, wüsstest DU, dass niemand anderes als der brutale, gewissenlose und praktikantinnenfixierte Chef Walter der Chefredakteur ist. Stattdessen wird hier herumkrawallt, obwohl ich doch wirklich nur DEIN Bestes will! Hängeringend suche ich schon einen Verlag für deinen TOP-Winzerkrimi, werde einen großzügigen Vorschuss herausschlagen und alle mir bekannten Rezensenten auf das Werk ansetzen, auf dass sie es loben und lobpreisen! Willst DU das alles zerstören? Soll es wirklich so enden? Sind wir etwa in einer Krise unserer so hoffnungslos begonnenen Beziehung?

    sehr traurig
    dpr

  10. Da! Und schon ein freudscher Verschreiber! Soll natürlich „hoffnungsvoll“ und nicht „hoffnungslos“ heißen. Daran bist DU auch schuld!

    freudlos
    dpr

  11. lieber dpr, du hast geschrieben, die rezension meines „weinpanscherkrimis“ hätte im moment das stadium eines totalen verrisses …!
    *kann doch lesen!
    und das nur, weil ich vor ein paar tagen lolita mega-pädophil (**erhöht den einsatz!) und thomas mann kitschig fand! (***denkverbot auf dem hinternet?)
    was den verschreiber angeht, so gibt es unten einen button, der „vorschau“ heißt. wenn man da draufdrückt, kommt man zu einer seite, die (recht tschechisch übrigens) „kommentr-vorschau“ heißt. da kann man prüfen, was man geschrieben hat.
    anobella
    ****empfiehlt
    *****definiert tschechisch: vokale weglassen wie in „zmrzlina“ für eiskrem
    ******nickt dir aufmunternd zu

  12. Du hast tatsächlich Thomas Mann kitschig genannt? Hab ich total überlesen! Damit ist alles wieder gut! Danke, Anobella! Alles verziehen! Stehst ab sofort auf der Liste meiner großen Lieben! (Platz 3804, chronologisch geordnet)

    hrzlchst
    dpr

  13. du überliest meine posts? *arme in den hüften

    dpr (schläft über einem krimi ein)
    dpr`s rechner (erhält eine mail): bing!
    dpr (schnarcht)
    dpr´s rechner (nachdrücklich): BING!
    dpr (dreht sich zur seite)
    dpr´s rechner (genervt): BING!!!
    dpr (fährt zusammen): was … ist … ? (blick irrt durch´s zimmer)
    dpr´s rechner (hier spielt die musik): bing!
    dpr (schaut schlaff auf den bildschirm) (liest): anobella hat dir auf deinen eintrag „haie zu fischstäbchen“ geantwortet!
    dpr´s rechner (nickt dpr zu)
    dpr (träge): nur anobella … keine substanz … kein tiefgang … frau … so oberflächlich … versteht nicht … dringt nicht zum kern der dinge vor … (liest anobellas kommentar) … da, schon wieder … nabokov pädophil … blabla … hermann hesse humorlos … blablabla … wo ist die neuigkeit, anobella? (klickt wieder raus) (schläft ein)

    *arme in den hüften

  14. Verzeih mir! Ich werde dich auch, entgegen meiner sonstigen Gepflogenheiten, auf Platz 2500 meiner großen Lieben vorrücken lassen! Obwohl du nur eine Frau bist und dich in deinem letzten Kommentar erstaunlich präzise analysiert hast.

    bye
    dpr

  15. 🙂 *will weiter vor auf den plätzen
    danke übrigens für die anregung zu meiner nächsten kolumne. sie wird sich mit nabokov (pädophil), th. mann (kitschig), hesse (humorlos), kerouac (sexistisch), valéry (unsäglich) und joyce (holprig) befassen.
    titel: wenn männer zu viel schreiben.
    aoea, ganz vokalisch auf dem tschechophil-konsonantischen hinternet

  16. dpr? bist du eher aktiv oder passiv?
    ich meine nur wegen deinem kürzel. es ist so konsonantisch.
    m e i n e vermutung ist: du bist eher passiv.
    ich dagegen bin eher aktiv.
    (refer to: aoea).
    nur vokale!
    *pfeift

  17. Eher aktiv, geliebte Anobella (Platz 1845 momentan). Immer aktiv, wenn es geht, die Welt vor schlechten Krimis zu retten. Komisch…warum fallen mir immer schlechte Krimis ein, wenn ich an dich denke?

    bye
    dpr

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