Popmusik aus Schweden. – „Och nööö, schon wieder Schweden!“, denken einige jetzt. Bei der Masse an schwedischen Bands, die im Moment auf den Markt strömt, ist es schwer Gehör zu finden. Aber man sollte dieser Musik eine Chance geben, denn es ist mal wieder schöne Musik aus Schweden.
Die Band Vega wurde 1998 in Stockholm von Sänger und Songschreiber Nils-Erik Sandberg und dem Bassisten Johan Berthling gegründet. Die beiden hatten das Ziel einfach nur schöne Songs zu schreiben. 1999 und 2000 traten Ulf Stureson, Gitarrist, Tomas Hallonsten, Pianist und Erik Hammarström, Drummer der Band bei und Vega wurde zu einem Quintett. Die Band nahm Demos auf und bespielte ganz Schweden von Norden bis Süden mit ihren wundervollen und intensiven Live-Shows. Die Bandmitglieder sehen sich nach eigener Aussage eher in der „melancholischen Liebeslied-Ecke“. Schon ihr Debut „for retarded lovers“, das 2001 raus kam, zeugte davon. Ihr zweites Album „Sole Love“ bestätigt die Aussage definitiv. „Sole Love“ wurde in Schweden im März 2004 auf den Markt gebracht und kommt nun auch bei uns auf raus.
„Sole love“ ist voller melancholischer Duetts und leichten Pop-Symphonien. Wenn die Sonne uns an den kalten Wintertagen nicht mehr wärmt, tut es diese Musik garantiert von innen, denn sie ist Balsam für die Seele. Im Focus des Albums stehen die Liebe und Gast-Sängerin Ellekari Larsson (vom Akustik-Jazz-Trio „The Tiny“). Sie teilt mit Nils-Erik Sandberg die „Passion für Herzschmerz, Herzensbrecher und herzerwärmenden Charme“. Ein zuckersüßes Pärchen, das sich in schwedisch akzentuiertem Englisch die verlegende Liebe gesteht.
Die erste Single-Auskopplung „Shake up your soul“ wurde in ihrem Heimatland sofort ein Hit und im schwedischen Radio rauf und runter gespielt. Ein ordentlicher Satz Streicher hebt sofort die gute Laune. Der Titel ist ein exzellenter Opener für die Platte. Energie und Feinfühligkeit umtasten sich hier nicht, sondern tauschen wilde Küsse aus. Es wird geschwelgt, geliebt und gefühlsduselt. Vega’s Musik schwebt teils wild-romantisch, teils melancholisch-leise dahin. Hier wird eine Geige, dort eine Trompete eingestreut. Es klingt als ob ein Engel im Refrain singt und die ruhige, traurige Stimme von Nils-Erik Sandberg tut ihren Rest dazu, um die Herzen zu öffnen.
Beim ersten Durchhören der Scheibe zwickt die Stimme von Ellekari Larsson eventuell etwas in den Ohren, beim zweiten Reinhören macht gerade sie zusammen mit dem zurückgelehnten Gesang von Sandberg den Reiz dieser Platte aus. Wer bei „Let your lips be your guide“ seine Liebste nicht ganz fest in den Arm nimmt, hat entweder beide Arme gebrochen oder ist schlicht gefühlsarm. Und „Tricky Love“ ist in meinen Augen absolut hitverdächtig.
Zusammen mit den Streicher-Arrangements von Björn Yttling, dem Gastauftritt des Grammy nominierten Saxophonisten Jonas Kullhammar und den herrlich herzlichen Texten von Songwriter Nils-Erik Sandberg ist der Gruppe mit dieser Platte eine Hommage an die Liebe gelungen, die zwar sowohl musikalisch als auch textlich fürchterlich vor Kitsch trieft, aber in ihrer Rezeptur schlicht einmalig ist, unterhält ohne aufdringlich zu sein und sowohl in glücklichen Beziehungen als auch an einsamen Abenden zu hören ist. Auch wenn sich die Harmonie der beiden Stimmen eher durch Disharmonie auszeichnet. Aber wie wir alle wissen ziehen Gegensätze sich eben an.
Vega: Sole Love A West Side Fabrication/decoderrecords/AL!VE VÖ: 11.11.1005 www.vegasongs.se