Zitätlichkeiten

„Einen besonderen Krimi wollte Erich Schöndorf schreiben, ein Buch ohne die „ausgelutschten Tätertypen“, ohne die alt bekannten Handlungsmuster.“

– das verspricht man uns in der →Frankfurter Rundschau. Ei, fein! Endlich! Und was passiert denn nu in diesem wunderbar unkonventionellen Buch?

„Es tut sich Böses an den Frankfurter Hochschulen. Drei hochintelligente Studenten planen einen Terroranschlag – nicht mit Flugzeugen oder Bomben, sondern mit einem neuen Virus. Der Frankfurter Kommissar René Gronwald und Rechtsmedizinerin Annette Basler wollen die Katastrophe verhindern, doch der Polizeipräsident und das zuständige Ministerium in Wiesbaden behindern die Ermittlungen. Und so bahnt sich Schlimmes an…“

Es bahn sich Schlimmes an, indeed. Noch nie dagewesen: Viren, Kommissar und Rechtsmedizinerin (toller Einfall!), bornierte Obrigkeit. Das erinnert mich jetzt doch an die → Tagung von Bad Wildungen, als das Krimirad neu erfunden wurde.

Und noch was:

„Durch die geschickte Montage der unterschiedlichen Handlungsstränge gelingt Wolfgang Schorlau ein bemerkenswerter Kriminalroman, der an den Tabus unserer Gesellschaft rüttelt.“

meint → 3Sat, wo sie einem die Gulldur nur so um die Augen und Ohren hauen. Aber wenn ich mir vorstelle, wie an einem Tabu gerüttelt wird…warum nicht gleich ein Tabu umwerfen, in die Luft jagen, kräftig durchschütteln oder ihm einen Arschtritt verpassen? Mal ganz abgesehen davon, dass nichts konformistischer zu sein scheint als der TabuBRUCH. Und dort, wo das Tabu schon längst keins mehr ist, wird halt was anderes gebrochen. Die deutsche Sprache etwa. Übers Knie.

2 Gedanken zu „Zitätlichkeiten“

  1. Hallo dpr,
    aber das hat die Frankfurter Rundschau doch implizit schon im ersten der Sätze, die du zitierst gesagt : „blablabla „wollte“ blablabla“ schreiben. Wille ist eins, aber Taten ??? Und wann verstehen die Krimivolontäre, daß es Krimifans nicht um Originalität geht. Ich wär ja schon mit Qualität zufrieden…
    Gruß
    barb

  2. Naja, liebe Barb,

    das klingt aber so, als wollte jemand eine CD machen, wie noch nie eine da war: eine runde nämlich. Da lob ich mir den guten alten Wer-wars im englischen Landhaus, wenn er genau das ist: ein guter, alter Wer-wars.

    bye
    dpr

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert