Das gibt’s. Vier gelesene Bücher, die der Rezension harren. Alle in irgendeiner Weise beispielhaft, drei empfehlenswert, eins naja. Ob ich für jedes eine längere Besprechung hinkriege? Kommt ja immer wieder was dazu. Und bunkern für schlechte Zeiten? Mal sehen. Hier die vier Titel mit kurzer Bewertung.
Elena Topilskaja war mal Staatsanwältin, und die Heldin ihres Krimis „Denn kalt ist der Tod“ (dämlicher deutscher Titel, sorry) ist auch eine. Authentizität also und ein Musterbeispiel dafür, wie man soziale Wirklichkeit in einem Text unterbringen sollte: mit der eigentlichen Geschichte verzahnt, nicht aufdringlich, ja, sogar amüsant, ohne larmoyant zu werden. Die Krimistory selbst ist guter Durchschnitt. Intelligente Unterhaltung eben.
Die man auch von Jeffery Deaver mit Fug und Recht erwarten kann. „Tod eines Pornostars“ ist vom Thema her nichts Aufregendes. Bomben in Pornokinos, Fundamentalisten, eine flippige Heldin, falsche Fährten. Aber wie Deaver das macht, ist beste amerikanische Profikrimischule. Die Personen, irgendwie alle hart am Klischee, sind perfekt ausbalanciert, die einzelnen Erzählstränge ebenso. Also auch hier: lesenswert.
Wie Reginald Hill natürlich allemal. „Der Lüge schöner Schein“ ist ein weiterer Pascoe / Dalziel – Krimi, chronologisch einer der früheren, aber bei der Reihenfolge blicke ich eh nicht mehr durch. Macht aber nichts. Inzwischen kann man mich mit Whodunnits, die im englischen Landleben spielen, jagen. Aber Hill, der genau das liefert, lieferts halt perfekt. Das schlägst du auf und bist drin. Prima Beispiel auch, wie man das Privatleben von Ermittlern aufrollen kann, ohne in Plattitüden und Depressionsschüben zu ersticken. Und 1A geschrieben. Pflichtlektüre.
Und leider auch Anne Chaplets „Sauberer Abgang“. Pflichtleküre für Autoren. Ich behaupte ja nicht, alles in diesem Buch sei falsch. Aber eins ganz gewiss: Frau Chaplet hat keinen Krimi ge-, sondern beschrieben. Das ist Hill the other way round. Man schaut der Autorin ständig über die Schulter und liest mit, wie sie möglichst treffende Formulierungen sucht. Und dabei die Geschichte aus den Augen verliert. Die von der Grundidee gar nicht einmal schlecht ist. Nein, darauf muss ich näher eingehen. Bald.
dpr
Elena Topilskaja: Denn kalt ist der Tod.
Goldmann 2006. 255 Seiten, 8,95 €
Jeffery Deaver: Tod eines Pornostars.
Aufbau Verlag 2006. 356 Seiten, 8,95
Reginald Hill: Der Lüge schöner Schein.
Droemer/Knaur 2006. 356 Seiten, 8,95 €
Anne Chaplet: Sauberer Abgang.
Kunstmann 2006. 288 Seiten, 19,90 €
Bei der Lektüre von Anne Chaplet geht es mir genauso wie oben in der Kurzkritik beschrieben. Man/frau spürt die mühevolle Suche nach dem passenden Ausdruck und schüttelt den Kopf.
Dabei war ich anfangs ein Anne-Chaplet-Fan …
Vielleicht steht die Autorin unter Erfolgs- und Zeitdruck? Sie bringt jedes Jahr einen Roman heraus, leider werden sie nicht besser. Schade!
Als treue Leserin grüßt
Olivia Kroth