Seghers‘ law

Ein Gesetz ist das, was auf einer massiven Steintafel steht, bei der man erst dann, wenn man sie wütend auf die Erde schleudert, merkt, dass sie aus Ton ist. Und ist die Tafel erst einmal kaputt, das Gesetz obsolet, kommt auch flugs das nächste und das nächste und bis in alle Ewigkeit. Das gilt auch für den Kriminalroman. All das müsste einmal erschöpfend dokumentiert werden, und jetzt tut es einer. Jan Seghers.

Anlässlich des → Nichtgefallens von Simon Becketts „Die Chemie des Todes“ hat Krimiautor Seghers eine neue Rubrik eingerichtet, → „Gesetze“, in der uns Stefan Brockhoff, Ronald Knox und S.S. Van Dine erzählen, wie man einen Krimi zu schreiben hat. Aber, nein, eigentlich geht es um Detektivromane, und damit wären wir schon bei den Genres und Subgenres, die sich gesetzlich natürlich auch wieder voneinander unterscheiden. Kompliziert, das.

Wenigstens einen wertvollen Tipp von Knox sollten sich alle AutorInnen hinter die Ohren schreiben: „No Chinaman must figure in the story.“ Genau. So langsam hat man die Schnauze voll von all den Chinesen, die einem da aus Kriminalromanen entgegengrinsen.

Zufälligerweise beschäftige ich mich am Montag auch mit Gesetzen und Definitionen, das heißt: Ich rühre ein wenig in der Ursuppe, dem Text an sich, dessen Analyse ja immer der erste Schritt zur Gesetzgebung ist. Und mal schauen, was Jan Seghers noch so alles ausgräbt. Wenn ihm die Arbeit am nächsten Krimi die Zeit lässt. Ein Krimi, das können wir jetzt schon verraten, in dem kein einziger Chinese vorkommen wird.

3 Gedanken zu „Seghers‘ law“

  1. hallo dpr,
    morden und totschlagen sind doch sehr sehr ernste angelegenheiten, das geht doch nicht ohne gesetzliche grundlage, in deutschland gleich gar nicht. und den chinesen dürfen wir das doch nicht überlassen! schon meine großmutter warnte mit erhobenem zeigefinger vor der gelben gefahr.
    weiter so lieber dpr! und schöne grüße aus dresden.
    norbert

  2. Quote Ronald Knox:

    The stupid friend of the detective, the Watson, must not conceal any thoughts which pass through his mind; his intelligence must be slightly, but very slightly, below that of the average reader.

    Ha! Mein Schorndorf ist slightly below the intelligence of the average reader! Und einen Chinesen hab ich auch nicht.

    *sieht DOCH Publikationsmöglichkeiten

  3. Nein, Anobella, so wird das nichts! Du musst against the law handeln! Also: Chinesen rein – sämtliche Leichen raus! Den Fall nicht aufklären! Nicht in Prosa, sondern Hexametern schreiben! Jede Menge literarische Anspielungen, die kein Mensch (außer mir) versteht! Dann hast du Erfolg!

    bye
    dpr

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