Die Ignoranten

Heinrich Steinfest hat einen neuen Krimi veröffentlicht. Arne Dahl auch, Gabriele Wolff desgleichen. Und Oliver Bottini sowieso. Dass diese Krimis hier nicht rezensiert werden, hat einen simplen Grund.
Ja, wie läuft das eigentlich mit dem Rezensieren bei watching the detectives? Was wird, was wird nicht?

Nun, üblicherweise fordere ich bei den Verlagen Leseexemplare der Titel an, die mich, aus welchen Gründen auch immer, interessieren. Das klappt in 95% der Fälle ganz prächtig. Die Verlage freut es, wenn ihre Titel gelobt werden, und ich freue mich, ein gutes Buch gelesen zu haben. Die Verlage sind über einen Verriss betrübt – ich desgleichen, weil mir wertvolle Lesezeit gestohlen wurde. So läuft das. Alle Seiten sind zufrieden oder eben nicht. Das ist das Risiko.

Nicht alles was bei mir eintrifft, wird auch tatsächlich besprochen. Ein Rezensionsgarantie gibt es nicht. Wenn aber doch, dann lesen einige hundert Liebhaber von Kriminalromanen diese Kritik, noch Monate später verirren sich Sucher auf die Seite, zu ganz bestimmten Büchern. Kaufentscheidungshilfe nennt man das.

Daher: Was ich nicht von den Verlagen bekomme, das rezensiere ich auch nicht. Da bin ich eigen. Wer mich nicht beliefert, nimmt meine Arbeit vielleicht nicht ernst oder hat Angst vor dem Verriss. Wer wiederholte höfliche Anfragen ignoriert, ignoriert wohl auch das Medium Internet und traut ihm nicht zu, sich positiv auf die Bilanzen und das Ansehen eines Verlages auszuwirken. Schön; das kann man so halten.

Zwar ist mir die hehre Kunst des Bücherkaufens nicht fremd; aber was ich mir kaufen muss, lese ich privat und belasse es beim privaten Urteil. Ich bin kein Bücherschnorrer, aber auch kein Depp, bitteschön. Zeit und Geld kosten mich Krimis eh genug, und ich zahle lieber einen Hunderter für ein vergessenes Prachtstück aus dem 19. Jahrhundert als einen Zehner für einen Roman, den ich dann gefälligst aber auch noch loben soll.

Besonders ärgerlich ist das beim Piper Verlag, einem Haus mit anerkanntermaßen gutem Krimiprogramm. Astrid Paprotta, Heinrich Steinfest, Arne Dahl und andere: schätze ich durchaus, lese ich gerne – aber bespreche ich nicht. Wann immer ich bei Piper ein Buch anfordere, tut sich nichts. Kein Buch, keine Ablehnung, gar nichts. Ähnliche Fälle: der österreichische Haymon Verlag (Alfred Komarek, Gabriele Wolff), Shayol (Joe Lansdale), ein kleines Haus, dem man Anfragen nur über eine externe Auslieferungsfirma schicken kann, die dann den Daumen hebt oder, bei mir, senkt. Oder Scherz. Oliver Bottinis neuer Roman soll ja gut sein…aber…

Nein, nein, ich habe keinen Mangel an Leseexemplaren. So ist das nicht. Und wenn ich partout etwas besprechen will, was ich bezahlen muss (solche Ausnahmen könnte es geben), dann trete ich dem Teufel auf den Kopf und tue es. Als Autor von Kriminalromanen würde ich mich aber bedanken, wenn mein Verlag die Chance vertut, mein Buch einem Kreis nachweislich verschärft an Krimis Interessierter bekannt zu machen.

18 Gedanken zu „Die Ignoranten“

  1. Die älteren Sachen von Komarek fand ich ziemlich originell…die neueren krieg ich ja nicht. Wäre ich aber der Praktikant der „Itzehoer Volksstimme“, würde man mich mit Leseexemplaren zuwerfen. So ist das. Nämlich traurig.

    bye
    dpr

  2. das FREMDENVERKEHRSAMT itzehoe wird sich melden und sich beschweren, dass es nicht einen „denk an itzehoe!“-effekt haben möchte. und der der rührige, GERADE AUF KRIMIS spezialisierte, im großen wie im kleinen wirkende buchhändler in itzehoe wird sich AUCH melden und darauf hinweisen, dass er kaffee hat! und eine webcam! und wo deine ist?!
    http://www.gerbooks.de/index.htm

  3. Ups, liebe Anobella, da hat unsere professionelle Software dich doch tatsächlich für eine Spammerin gehalten und den Kommentar erstmal blockiert. Aber bei uns gibts keine Zensur! Oder: Nur wenn ich es will…Und die Itzehoer sollen mir mal kommen! Denen geig ich was!

    bye
    dpr

  4. ich hab drei mal auf die entertaste gehauen …! obwohl das SYSTEM einem (auf englisch) sagt, dass man das nicht machen soll. aber man wird ja so schnell gegenunhöflich …
    ich finde, das hinternet sollte AUCH eine webcam installieren wie dieser itzehoer buchhändler. dann kann ich dir ZUSEHEN, wie du meine kommentare liest.

  5. Aber Hallo !

    Versichtig. Als jemand dessen Eltern eine zeitlang in Itzehoe wohnten, prostestiere ich heftiglich gegen derartige, Defätismus andeutenden Äußerungen.

  6. Oho, jetzt fallen einem auch noch die eigenen Leute in den Rücken! Gibt Gehaltskürzung! Also gut: Nicht „Itzehoer Volksstimme“, sondern „Idar-Obersteiner Dorfbote“.
    Und eine Webcam gibts nicht, Anobella. Es sei denn, du installierst auch eine.

    bye
    dpr

  7. n e i n. (webcam)
    obwohl da könnte ich euch meinen tollen garten zeigen. am samstag habe ich brokkoli zwischen die tomaten gepflanzt. und heute kommen die exotischen gewürzkräuter von rühlemanns. dann brauche ich nur noch ein paar auberginen und paprika.
    *off topic
    wo treibt sich eigentlich ludger rum?
    **on topic
    suhrkamp hat mir am freitag ganz fix die angeforderte bernhard-biografie geschickt und NOCH FIXER hatte ich sie gelesen. ich bestelle überhaupt nur bücher, von denen ich weiß, dass sie mir gefallen, weil ich meine zeit nicht mit büchern, die ich nicht lesen will, vertun will.
    aber nachdem IHR ALLE ein loblied auf „tannöd“ angestimmt hattet, hab ich mir das auch besorgt. und wenn du „tannöd“ nachgoogelst, stehst du gleich hinter dem verlag als zweiter link da.

    ***bestätigt die außenwirkung von weblogs

  8. natürlich verschicken wir (Shayol) gerne Rezensionsexempalre, aber ich habe noch mal alles durchgeschaut und keine Anforderung gefunden. War es so schwierig, unsere Kontaktdaten im Internet zu finden?

    Gruß Ronni

  9. Nö, Ronnie, obwohl ich über euren Presse-Button nicht viel weitergekommen bin und deshalb direkt über die Kontakt-Adresse bestellt habe. Gehen wir davon aus, dass die Mail irgendwo in den Netzweiten herumgeistert. Kann ich also Shayol von meiner schwarzen Liste streichen … schön…das freut auch Chef Walter, den SF-Fan. Guuuuuuter Verlag, murmelt er im Hintergrund, der alte Dick-Fanatiker.

    bye
    dpr

  10. Sehr richtig. Dabei ist meine Erfahrung, dass kleine Verlage, die mächtig rudern müssen, um über Wasser zu bleiben,mit Rezensionsexemplaren nie geizen, während Du von den Haien der Branche nicht mal ’nen Fehldruck – geschweige denn ein (verbales) Lächeln – bekommst. Gepriesen seien deshalb hier ausdrücklich NordPark, Rotbuch und der Conte Verlag zu Saarbrücken.

  11. Hm, seltsamerweise habe ich mit den gaaanz Großen nur selten Probleme. Die Random House – Verlage etwa: tadellos. Rowohlt, S.Fischer usw.: meisens auch (dass mal was verschlampt wird, kann vorkommen). Von den Großen ist es, wie gesagt, nur Piper, der mich hängen lässt. Die von dir genannten sind natürlich sehr hilfsbereit, besonders NordPark hat mir das Krimijahrbuch gleich 15x geschickt…

    bye
    dpr

  12. O.K. – Random House hat auch nette Presseleute, die eine mail schon mal mit ’nem Telefonanruf kontern. Ich hatte vor allem Suhrkamp im Kopf vorhin. Zugegeben, da ging es nicht um Krimis. Aber das Problem ist das gleiche. Langsam sollte es sich doch ‚rumsprechen, dass eine Rezension im Netz unter Umständen – und eine gewisse Adressatengruppe vorausgesetzt – das Geschäft mehr beleben kann, als eine in der Itzehoer Volksstimme. Sollte das mit dem Generationswechsel zu tun haben, der sich in den Printmedien naturgemäß langsamer vollzieht? Doch die meisten Redakteure, wenn man mal mit ihnen zu tun bekommt, klingen gar nicht sooo verschnarcht …

  13. ‚tschuldigung! Wir könnten ja die Itzehoer Volksstimme gründen, wenn es sie noch nicht gibt. Das wär‘ doch mal ein Akt der Wiedergutmachung …

  14. Okay, bei Suhrkamp kann ich nicht mitreden. Ist zwar jetzt der Arno-Schmidt-Verlag, aber da hab ich bessere Bezugsquellen… Ich denke schon, dass ein „Umdenken“ stattgefunden hat, denn, wie gesagt, in den meisten Fällen läuft ja alles unproblematisch. Das hängt wohl eher an speziellen Personen. Und nicht vergessen: WIR sind die Itzehoer Volksstimme! (Tolle Stadt, übrigens. Der Name erinnert mich immer an Ivanhoe, daher die Vorliebe)

    bye
    dpr

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