Krimilesen ist Stress und harte Arbeit. Sich durch David Peace’ „1977“ schaffen, ein Auge dabei immer im Ellroy, um zu vergleichen: Danach sehnt man sich nach der Folgelosigkeit eines harmlos-netten Kriminalromans, nach solider Hausmannskost. „Mordlicht“ ist so ein Happen.
Business as usual: Ein Mann wird ermordet, dieser Mann hat kurz zuvor gestanden, selbst jemanden ermordet zu haben, aber nicht verraten wen. Die Polizei ist genregerecht ratlos und beginnt mit ihrer Tagesarbeit. Ach ja: Das Ganze spielt in Husum, ist also Regionalkrimi, wenngleich einer von der erträglicheren Art. Wir begegnen einem ermittelnden Trio, dessen Typologie uns ebenfalls wohlbekannt ist: ein Chef, dazu ein gutherziger Grantler und ein Schwuler: die Drei arbeiten effektiv zusammen und bringen allmählich Licht ins Dunkel.
Ein ziemlich schmutziges Geschäft nämlich verbirgt sich hinter den Morden, die Not anderer Menschen und wie man sich an ihr bereichert. Das ist, obwohl das Thema nicht vertieft wird, schön der Wirklichkeit abgelauscht, die osteuropäischen Killer vielleicht eine Spur zu dröhnend, die schmierigen Geschäftemacher eine Spur zu schmierig, das Procedere des Ermittelns aber bodenständig und nicht ohne Witz geschildert. Peinlich oder belehrend wird das nie; danke.
So geht alles seinen Gang, bis die Welt wenigstens für diesmal wieder in Ordnung ist, und die Nordsee wogt dazu. Entspannungslektüre. Verschnaufen bis zum nächsten Krimi, der uns so richtig aus den Pantoffeln haut.
Hannes Nygaard: Mordlicht.
Emons 2006. 238 Seiten. 9 €
Ich war ja gerade erst in Husum (meiner Heimatstadt). Ich dachte immer, Regiokrimis werden fast ausschließlich von Einwohnern eben jeder Regionen gelesen, in denen sie spielen. Wie soll der Herr Nygaard denn jemals zu Reichtum kommen, so dünn besiedelt wie Nordfriesland ist.
Das Buch sah ich im übrigen in einem Schaufenster liegen, hätte auch fast zugegriffen. Aber nur fast. Hätte ich vielleicht tun sollen, dann hätte ich die nette Buchhandlung in dem schönen Gässchen unterstützt.
Ja, hättest du mal! Literarisch wäre es kein absoluter Volltreffer, aber eben auch keine Niete gewesen.
bye
dpr