→Thomas Klingenmaier mag Arne Dahl nicht, → Tobias Gohlis hingegen mag ihn sehr. → Joachim Feldmann lobt Anne Chaplet, auch → Walter Delabar kann ihr Positives abgewinnen, → dpr findet sie fürchterlich. Da ist es tröstlich, dass die fünf genannten Kritiker eins gemeinsam haben: ihre Mitarbeit am → Krimijahrbuch 2006.
Schon dort konnte der Leser, wenn er wollte, über dieses Phänomen der uneinigen Kritiker staunen. Drei der im KJB versammelten Rezensionen sind „Doppelkritiken“, pro und contra, wobei es nichts weiter als Zufall ist, dass dem Herausgeber zweimal die Rolle des bad guy zufiel.
Das eigentlich Interessante daran ist nicht die offensichtliche „Uneinigkeit“ von Kritikern. Wie sie Dinge bewerten und gewichten, sich argumentativ treffen und voneinander entfernen – das führt uns zum Kern dessen, was eine Rezension leisten sollte und leisten kann. Das Subjektive begründen, artikulieren, vor dem Leser wie ein Angebot ausbreiten.
Launiger geht es an den beiden „Kritiker-Stammtischen“ zu. Hier wird, jeweils für die deutschsprachige und die übersetzte Kriminalliteratur des Jahres 2005, lautstark bei Speis und Trank (auf Kosten des Herausgebers!) debattiert. Ein Zitatenreigen, der die ganze „Widersprüchlichkeit“ von Kritikerurteilen aufzeigt, aber auch, dass gerade in dieser Widersprüchlichkeit die Natur von Urteilen generell sichtbar wird. Es gibt kein Richtig / Falsch, wohl aber ein Gutbegründet / Schlechtbegründet.
Diese im Krimijahrbuch 2006 begonnene Tradition soll nicht nur in den folgenden Jahrbüchern fortgesetzt werden. Auch auf dieser Seite werden in nächster Zeit die Urteile von Kritikern zu bestimmten Werken in Zitaten angezeigt, wird versucht, die argumentativen Stränge nachzuzeichnen. Das könnte spannend werden.
dpr