Ullrich Wegerich: Berliner Blut

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Berlin und Bauen und Beschiss: das gehört zusammen wie Krimi und Mord und am Ende war’s ein anderer. Ullrich Wegerichs „Berliner Blut“ bietet sowohl als auch. Eine junge Tischlerin wird ermordet, sie lebte in einem Haus, das Gegenstand einer betrügerischen Immobilienspekulation ist. Das verspricht Einblicke in die Realpolitik der Bundeshauptstadt. Und gewährt sie nicht.

Ein Polizistentrio beginnt mit den Ermittlungen. Und schon bewegen wir uns auf den gewöhnlichen fiktiven Gleisen eines Krimis. Denn selbstverständlich haben diese drei jeweils ein Privatleben, aus dem wir Schwänke erfahren, während die eigentliche Arbeit mit der Routine abgebrühter Ermittler verrichtet wird. Man befragt irgendwelche Menschen, die nicht weiter von Interesse sind, man stochert ein wenig im Sumpf der Korruption, ohne auch hier auf Grund zu stoßen, und am Ende – siehe oben: Alles ganz anders, ganz willkürlich, ganz ohne dass wir es wirklich verstehen.

Wegerich hat hier zwei Chancen vertan. Er benutzt den politischen Hintergrund eben nur als Hintergrund und Dickicht, in dem falsche Spuren verloren gehen. Er bietet eine Reihe von Personen auf, die irgendwie beliebig bleiben, Stichworte abliefern, sonst aber nicht mehr zu bieten haben. Einige nette Stellen hat das Buch, das sei nicht verschwiegen, aber alles in allem kein Anlass, Blut zu vergießen. Nicht mal Berliner.

Ullrich Wegerich: Berliner Blut. 
Königshausen und Neumann 2005. 265 Seiten. 18 €

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