Am Montag hat das Drama ein Ende. Braungebrannt, ermüdet von Wein, Weib und Fußballgesang entern die Original-Alligatoren ihre Büros und machen sich fluchend an die Arbeit. Mallorca war so schön! Der Sangria so billig! Und die Eimer, in denen er serviert wurde, größer als die, in den man ihn erbrach. Jetzt: Zurück. Deutschland ist ausgeschieden, Argentinien lacht.
Auch ich versuche zu lachen. So gut es eben geht. Vorbei. Ausgelaugt, ausgepumpt, ausgequetscht, ausgepowert, Australien, ich komme. Vorher aber noch Dank an alle, die mich bei meiner verantwortungsvollen Hilfsarbeiter-Tätigkeit tatkräftig unterstützt haben. Von Saarbrücken bis Berlin, von Karlsruhe bis München. Danke, Jungs!
800 Seiten Elisabeth George, das ist nur etwas für starke Männer, für Sven Trautmann etwa, der diesen →„Wo kein Zeuge ist“ genannten Ziegelstein fürs „Literaturnetz“ gelesen hat und den Aufwand nicht bereut: „Ein Pageturner, den man gerne verschlingt“. Gibt es Zeugen dafür, Herr Trautmann? Oder gilt auch hier der alte Spruch aus der Wortspielhölle, dass wo kein Zeuge ist auch nicht gezeugt werden kann?
True Crime in Italy. Eine grausige Mordserie, bei der zwischen 1974 und 1985 sechzehn Menschen getötet wurden, Liebespaare zumeist. Magdalen Nabb hat die Tatsachen in ihrem „Das Ungeheuer von Florenz“ verarbeitet, der zuständige Ermittler, Michele Giuttari, all die Irrungen und Intrigen des Falls in einem Sachbuch und dem Krimi „Die Signatur“, bei Lübbe erschienen. Dass die Wirklichkeit wieder einmal stranger then fiction ist, zeigt →Henning Klüvers Bericht in der „Süddeutschen Zeitung“.
„Selten liest man ein Buch, das so klug konzipiert und so gründlich mißraten ist.“ Diese Rarität genossen hat Daniela Striegl. →„Ohnehin“ heißt der Roman von Doron Rabinovici, handelt von den Briefbombenanschlägen auf Roma in Österreich 1995 und ist bei Suhrkamp erschienen. „Doron Rabinovici verhebt sich an einem Krimi“, klärt schon der Untertitel des Beitrags auf und, he, was erwartet ihr eigentlich von einem Krimi, der bei SUHRKAMP erschienen ist? Eine Kostprobe aus dem Roman:
„Einmal muß Schluß sein. Genug der Leichenberge, fort mit Krieg und Verbrechen. Fernsehen ohne Nachsicht. Er schaute, obgleich oder weil er nichts sah … Hier sollte ihn der Lichterglanz aufheizen.“
Genug der Leichenberge? Ich zucke zusammen. Sollte Kollege Wörtche nicht mehr für den „Plärrer“…? Aber, puh, nein, alles nur Fiktion. Die Leichenberge türmen sich weiterhin, nur „kaliber .38“ hat noch immer nicht den neuesten Crime Watch hochgeladen, bei dem TW Holteis „Schwarzwaldau“ erblickt und ehrfürchtig gelobt hat. Ich halte auf dem Laufenden. Bis dahin: Beim →„Freitag“ schon mal vorlesen.
Offensichtlich weniger verhoben hat sich Gabriella Wollenhaupt bei →„Rote Karte für Grappa“. Meint jedenfalls eine gewisse „Maggy“ (nicht der Geist aus der Flasche mit dem Fleischextrakt, hoffe ich) bei „x-zine.de“. Schon der Titel legt es nahe: Fußballkrimi, Weltmeisterschaft, also, um das frische Wort gleich auszuprobieren: →„Designermorde“. „Dieser Roman gleicht einer frischen Brise – eine Auflockerung für das Gemüt! Mit Witz, treffender Milieubeschreibung und interessanter Geschichte ist Wollenhaupt ein unterhaltsamer Krimi gelungen.“
Ebenfalls bei „x-zine.de“, ebenfalls von „Maggy“: Eine Rezension von Urs Schaubs →„Tanner“. „…humorvoll und ausgefallen, sucht nicht immer den geraden Weg, sondern schlängelt sich, lässt sich durch die Geschichte treiben.“
And now: a service for our English speaking readers. Im „Guardian“ offenbart Krimiautor Nick Brooks („The good death“) seine →„top ten literary murderers“. Dabei auch einige Streber aus der Hochliteraturklasse: Camus, Dostojewski, Shakespeare, Nabokov und – Schauerhochliteratur – Mary Shelley mit ihrem „Frankenstein“. Wollte ich nur mal gesagt haben.
Und noch ein Nachtrag vom 8. Juni: Thomas Schnepfs →„Heidelberger Mordsteine“ wird beim „Szyllas Lesezeichen“ vorgestellt.