Fußball und Krimi

Exklusiv für Leser dieser Seiten folgende Nachricht: König Fußball regiert! Noch exklusiver: Fußball und Krimi, das ist wie Dick und Doof. Gehört zusammen, ist nicht voneinander zu trennen. Die Begründung hier in elf Thesen.

These 1: Weder beim Krimi noch beim Fußball weiß man vorher, wie es ausgeht. Ausnahmen: Italien (Fußball) und Deutschland (Krimi)

These 2: Das Fußballspiel wird mit Füßen und Köpfen betrieben. Die Aufklärung eines Kriminalfalls behilft sich ebenfalls damit. Der Ermittler ist viel unterwegs (Zeugenbefragungen) und muss am Ende seinen Grips anstrengen, um den Bösewicht oder die Bösewichtin zu entlarven.

These 3: Eigentlich sind sowohl Fußball als auch Krimi Massenvergnügungen mit proletarischem Hintergrund. Erst in den letzten Jahrzehnten haben auch Intellektuelle den besonderen Reiz von Fußball (Netzer!) und Krimi (Dürrenmatt!) erkannt und gepriesen.

These 4: Das Langweiligste sowohl im Fußball als auch im Krimi sind Mittelfeldgeplänkel. Spannung gibt es nur vor den Toren, sei es in der Defensive (der Ermittler wird vom Täter körperlich bedroht) oder in der Offensive (der Ermittler setzt dem Täter zu). Im Mittelfeld finden sich die Romanfüllsel („Er ging an den Kühlschrank, öffnete ihn und betrachtete sich den Inhalt“ – Es folgt nun eine detaillierte Auflistung des Kühlschrankinhalts. Das ist Mittelfeldgeplänkel, Quergeschiebe!)

These 5: Nirgendwo sonst kann man mehr Geld verdienen als im Fußball und im Krimi. Eine Krimiautorin, die nur 250 Euro die Stunde bei Lesungen erhält, kommt, eine normale 40-Stunden-Woche zugrunde gelegt, auf ein Jahreseinkommen von einer knappen halben Million. Prämien (meist 7 bis 10 Prozent vom Buchpreis), Verlagsvorschüsse, Honorare für Talkshow-Auftritte, Autogrammstunden und Ghostwriting erhöhen dieses Einkommen zumeist beträchtlich.

These 6: Wie im Fußball, so können wir auch in Krimis das Vorhandensein von Fouls konstatieren. Logische Brüche, das bekannte Einwirken von Kommissar Zufall oder die beliebige Verwendung beliebiger Versatzstücke seien hier nur beispielhaft erwähnt.

These 7: Krimi ist, wie Fußball, ein Mannschaftssport. Einsame Wölfe sind out, Teams müssen her. Nur so kommt man auf 400 Seiten Minimum. Darunter ist ein Krimi kein Krimi, sondern Pulp.

These 8: Hooligans sind ein massives Problem beim Fußball, weil sie den Sport nur zum Vorwand für Gewalttätigkeiten nehmen. Dieses Phänomen findet man auch beim Krimi. Autoren, die vorgeben, Krimis zu schreiben, in Wahrheit aber versuchen, Hochliteratur zu fabrizieren.

These 9: Fußball und Krimis leben von Regeln. Diese Regeln werden von Schiedsrichtern überwacht, die beim Krimi Kritiker heißen. Wie beim Fußball, so gibt es auch beim Krimi gute und schlechte Schiedsrichterleistungen.

These 10: Krimi und Fußball sind gleichermaßen Volkssportarten, die alle anderen Formen der Freiheitvergnügungen zu Randereignissen degradiert haben. Was im körperlichen Sport etwa das Rhönradfahren ist, heißt bei den Literatursportarten experimentelle Lyrik.

These 11: Auch der Krimi lebt von Standardsituationen. Serienkiller, private Probleme der Ermittler, falsche Fährten etc. Wie im Fußball kann man auch im Krimi mit Standardsituationen zum Erfolg kommen. Das wirklich Spannende allerdings ergibt sich hier wie dort aus dem Unerwarteten.

Verlängerungsthese: WIe im Fußball, so hauen auch beim Krimi vorzüglich die Männer gehörig auf die Kacke, während das schöne Geschlecht am Rande steht. Weltmeister aber sind – die Mädels.

2 Gedanken zu „Fußball und Krimi“

  1. Und wer versucht zum Beispiel, Hochliteratur zu fabrizieren, statt Krimis zu schreiben?

    *geht die Thesen durch
    **Und für wen bist DU denn bei der Weltmeisterschaft?

  2. Ca. 50% der deutschen KrimiautorInnen. Erkennt man daran, dass sich die Sprache girlanden windet, so wie der Deutschlehrer damals gelehrt hat, was Hochliteratur sei. Bedeutungsschwangerschaften. Risikogeburten: Gedankenbabies aus heißer Luft, schreihälsig, intellektuelle Kollerader von der Dicke eines Kindskopfs. Zutiefst dösbattliger Plot, auch dieser: oberflächlich, semiotisch verseucht. No names; such dir welche aus.
    Fußballweltmeister: Iiiiiingelland!

    bye
    dpr

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