Geschichtenerfinderin und Handlungsausdenkerin →Astrid P. ist schockiert. → Jana Hensel disst ZEIT-online Kathrin Passig, diesjährige Blut/Schweiß/Tränen-Gewinnerin beim Klagenfurter Hochleistungsdichteln. Na, meinetwegen. Mir hat gestern das fünfsekündige Anschauen von Frau Jurorin Dingsda (jetzt hab ich wirklich Ihren Namen…ah, Radisch heißt se!) genügt, deren Mimik man die ganze Schwere ihres Daseins ansah. Aber Jana Hensels Begründung der Passigschen Nichtwürdigkeit ist schon komisch:
„Während es früher den Vorwurf gab, die Autoren erzählten nur von sich selbst, tun sie das heute, wie ich finde, zu wenig. Sie riskieren nichts, sondern erfinden stattdessen irgendwelche Geschichten, denken sich irgendeine Handlung aus. Und das in einem Wettbewerb, der den Namen von Ingeborg Bachmann trägt. Gerade sie hat sich doch mit ihrem ganzen Ich in den Text gestürzt.“
Stimmt. Ingeborg Bachmann ist ja wohl verunfallt. Beim Sturz des Ichs in den Text? Mal recherchieren. Nicht zu recherchieren indes brauche ich den gegenwärtigen Zustand deutscher Nachwuchshochliteratur. Wie immer. Heiße Luft, Dummdeutsch, Tiefgründeln und jene jurorische Schwere des Seins eins zu eins auf die auktoriale Ebene transponiert, von der man dann todesmutig das eigene Ich in den Text werfen kann. Es gibt Suizidkandidaten, die seit Jahren versuchen, sich aus dem Souterrain in die Tiefe zu stürzen. Do it again, Baby.
*springt aus ihrem fenster
**liegt weich auf der wiese
*kommt schleunigst nach Wiesbaden
**rettet Anobella in letzter Sekunde
***bekommt einen synthetischen Kaffee
****stößt sie aus dem Fenster
*****fährt pfeifend wieder ab