Prospektives 1

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Die gute Nachricht: Bald gibt es neue Krimis. Und die schlechte: Sie sind noch nicht da. Aber Vorfreude ist der erste Schritt zum Lesespaß und deshalb hier die erste Folge eines genüßlichen Streifzugs durch die Prospekte führender deutscher Krimiverlage, den Spätsommer und den Herbst 2006 betreffend.

Schon im Sommer fallen heuer beim Unionsverlag und seiner metro-Reihe die Blätter in die Buchhandlungen, aber welk sind sie keineswegs. Neues von Leonardo Padura („Adiós Hemingway”) und Garry Disher (“Schnappschuss”) wird ungeduldig erwartet und sollte nicht enttäuschen, als Sonderband erscheint zudem Yasmina Khadras „Algier-Trilogie“, und was es mit dem „Xanadu-Talisman“ auf sich hat, verrät uns erfreulicherweise Peter O’Donnells Modesty Blaise.

Mit einer Startauflage von 80.000 Exemplaren geht im Oktober Jacques Berndorfs „Eifel-Kreuz“ ins Rennen, in dem, der Titel legt es nahe, auch die katholische Kirche eine Rolle zu spielen hat. 80.000? Das ist nicht überraschend. Wohl aber, dass der bislang reine Taschenbuchverlag Grafit jetzt auch Gebundenes mit Schutzumschlag anbietet. Neben dem Berndorf auch Pentti Kirstiläs „Schwarzer Frühling“, ein Muss für alle Freunde des abseitigen Finnen-Krimis. Und Taschenbuch nach wie vor, aber auch wohl Qualität nach wie vor: Horst Bieber mit „Sein letzter Tresor“.

Der Verlag Antje Kunstmann setzt auf den „Kugeltrick“ von Louise Welsh, schon Ende August zu haben und, verrät der Prospekt, „The Independent“ zitierend, „eine der wenigen wirklichen Literatinnen des Kriminalromans“. Wenigstens unter denen, die im Verlag Antje Kunstmann erscheinen.

Auch dtv premium klotzt ran. Mit „Tod in Blau“ legt Susanne Goga „Leo Wechslers zweiten Fall“ vor, der natürlich wieder im Berlin der zwanziger Jahre spielt und, laut Werbung, „intelligent – spannend – atmosphärisch“ ist. Das wollen wir dann mal überprüfen. Ein Selbstgänger dürfte Jasper Ffordes „Es ist was faul“ werden, inzwischen das vierte Buch seiner seltsamen Reihe aus Thursday Nexts Bücher-Paralleluniversum. Realistischer sollte es bei Richard Rayners „Das dunkle Herz der Wüste“ zugehen, laut Werbung „spannend – romantisch –atmosphärisch“, also fast wie Susanne Gogas Roman, der nicht romantisch, dafür intelligent ist, während Rayner romantisch aber nicht intelligent…oder so ähnlich. „Wer Raymond Chandler schätzt, wird Richard Rayner lieben.“ Nu, nu. Und wer nun Raymond Chandler liebt? Wird Richard Rayner vergöttern? Ihm einen Heiratsantrag machen? Wir sind gespannt.

Gespannt sind wir auch auf die herbstlichen Produkte des Pentragon Verlages. Ein nun aber wirklich neuer Blettenberg, Hardcover sogar, ist angekündigt, „Land der guten Hoffnung“ heißt er und spielt in Südafrika. Dazu passender Erscheinungstermin: August. Erfreulich ist, dass Pendragon dem hierzulande schmählich unterschätzten Robert B. Parker eine neue Heimstätte bietet. „Die blonde Witwe. Ein Auftrag für Spenser“, ebenfalls im August, kriegt ein oberes Plätzchen auf dem Stapel der zu rezensierenden Bücher, ganz klar.

Und dann wäre da noch Pulpmaster, der Verlag mit den irre wirren Umschlagzeichnungen. Auch er hat einen Disher im Programm, „Port Vila Blues. Ein Wyatt Roman“ und Rick DeMarinis erklärt uns, warum man immer so „Kaputt in El Paso“ ist. Wer all diese Neuerscheinungen gelesen hat, dürfte indes auch nicht mehr der Frischeste sein.

dpr

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