Wörtches Kritik der reinen Tütensuppe

Gestern taten wir kund, Ludger Menke krittele am →„Krimi-Spezial“ der österreichischen Zeitschrift Buchkultur herum. Verschwiegen indes, dass just in jenem Krimi-Spezial wenigstens ein lesenswerter Artikel zu finden ist. Und den kann man jetzt nachlesen. →„Designermorde“ von Thomas Wörtche, auf der digitalen Werkbank des Autors bei „kaliber .38“.

„Seit einiger Zeit jedoch tauchen zunehmend Bücher auf, von denen man zunächst gar nicht so genau weiß, ob sie gut sind oder schlecht, spannend oder nicht spannend, klug oder blöde. Nur ein Verdacht setzt sich fest: Sie sind clever.“

Schön beobachtet, Herr Wörtche. Nennen Sie mal ein paar Namen.

„all die Grangés, Hayders, Jilliane Hoffmans, Karin Slaughters und wie sie alle heißen, all die Cornwells, Reichs und andere Sektionstischmarder, die statt an lebenden an toten Körpern brokeln und schnitzeln (das ist ihre Distinktionsformel, mehr nicht), all die Tess Gerritsens und Sam Bournes (…)“

Krimis wie Tütensuppen, industriell gefertigt, festes Mischungsverhältnis, im Krimimarktlabor ausgetüftelt.

„Der Mechanismus jedenfalls ist deutlich: Er folgt den keinesfalls exklusiv literarischen, sondern gesamtmarktwirtschaftlichen Gesetzen der Überbietung. Und die funktionieren nicht nur hinsichtlich des Buchmarktes, um den Abverkauf solcher Produkte zu fördern, sie generieren inzwischen schon die Struktur der Bücher selbst.“

Ja, traurige Sache. Und, was hier vor einigen Tagen schon am →Beispiel eines skandinavischen Krimis beklagt wurde:

„Der Leser allerlei Geschlechts wird, wieder ganz im Sinne des avancierten Marketings, »an die Hand genommen«, »mitgenommen«, »abgeholt«. „

Das ist eine andere Form von Design, gewiss, aber die Verwandtschaftsbeziehung ist offensichtlich. Am Ende des Aufsatzes indes leuchtet – Hoffnung? Wäre zuviel gesagt. Aber ein Hoffnungsschimmerlein doch:

„weil gerade im deutschen Sprachraum nach langen, dürren Jahren mit erklecklichem Erfolg Kriminalromane geschrieben werden, die sperrig sind, eigen, auratisch: Ani, Paprotta, Wieninger, Steinfest, Horst, Schmid, Schenkel usw. Denn auch die sind technisch sehr elaboriert. Aber eben auch noch vieles, vieles mehr.“

Das wollen wir doch meinen. Nieder mit den Tütensuppen.

4 Gedanken zu „Wörtches Kritik der reinen Tütensuppe“

  1. Nein, nein, ich habe es ja eben nicht verschwiegen.
    Lies doch mal richtig 😉

    Übrigens steht DEIN Name in diesem Heft auch drin, wenn auch auf der letzten Seite…

    Ludger
    * sucht sein Krimi-Spezial

  2. Nein, nein, Ludger, WIR taten kund und WIR verschwiegen indes…nicht du…du hast deine Chronistenpflicht erfüllt…wie immer…korrekt und ordentlich…alter Streber.
    Mein Name? Auf der LETZTEN Seite? Ich konnte Österreicher noch nie ausstehen (die die ich kenne ausgenommen).

    bye
    dpr

  3. Ja, ja – ICH sollte richtig lesen. Jedenfalls wird auf der letzten Seite das KJB in den höchsten Tönen gelobt, Zitat folgt, wenn ich mein Spezial wiederfinde…

    Ludger
    *putzt die Brille
    ** schärft den Blick

  4. Unglücksseliger Chronist, unglücksseliger! Wieso les ich darüber nichts in deiner „Bücherschau“??? Das hätte GROSS RAUSGESTRICHEN werden müssen! BILD-SCHLAGZEILEN-GROSS!!! Aber wenn man nicht alles selber macht. Und jetzt such dein Heftchen, alter Schlamper!

    bye
    dpr

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