Bis Mitte der 1990er Jahre sah es so aus, als wolle sich Sting gegen sein Schicksal wehren, in einem Atemzug mit Phil Collins genannt zu werden. Dass er diesen Kampf verloren hat ist hinreichend bekannt und das Beste, was von ihm in den vergangenen Jahren erschienen ist, war seine Autobiografie.
Statt weiter an seltsamen Popsongs zu arbeiten, wendet sich Sting auf seinem neuen Album dem englischen Komponisten John Dowland zu und vertont gemeinsam mit dem bosnischen Lautisten Edin Karamazov dessen Songs. Allesamt rund 400 Jahre alt und alle frisch genug, um hier für eine echte Überraschung zu sorgen. In der Reduktion scheint Sting sein Heil gefunden zu haben und man erinnert sich schlagartig, warum diese Stimme früher Gänsehaut erzeugt hat. Karamazov und Sting verzichten auf Experimente und stellen dem Gesang meistens nur den Klang einer Laute zur Seite.
Abgerundet wird die Hommage an Dowland mit Auszügen aus Briefen und Aufzeichnungen des Komponisten. Sting trägt die Texte mit der Stimme eines alten Piratenkapitäns vor und beweist, dass er tatsächlich noch mehr drauf hat, als seltsamen Konsens-Pop. So reduziert und geschmackvoll darf Herr Sumner gerne noch ein paar Jahre Musik machen.
Sting: Songs From The Labyrinth
Universal
VÖ: 6.10.2006