Pieke drängt sich vor

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Eigentlich sollte an dieser Stelle lediglich darauf hingewiesen werden, dass das →Krimijahrbuch 2007 immer noch zum Vorzugspreis von 16 Euro (statt später 20) hier geordert werden kann. Noch – aber nicht mehr lange. Doch da flattert, so ein Zufall, die neueste Ankündigung von Pieke Biermann – Schwerpunkt des KJB 2007 – in die Mailbox. MENSCHEN-ORTE-KRIMINALITÄT, die beliebte Serie im RBBinfoRADIO 93,1, wird am 3. Februar 2007 um 11:45 Uhr Isy Michelis, Augenzeugin eines Mordes porträtieren (Wiederholungen um 19:45 und in der folgenden Nacht um 0:45 und 5:45). Dies hier anzuzeigen, ist allemal wichtiger als so ein Krimijahrbuch mit 340 Seiten zu läppischen 16 Euronen.

Im April 2003 passiert in Berlin-Lichtenberg ein bewaffneter Raubüberfall. Der Täter will an den Geldkoffer einer Geschäftsfrau, schießt sie nieder und verletzt sie schwer. Einen älteren Mann aus einem Blumenladen, der ihr zu Hilfe eilt, erschießt er. Bei seiner Flucht schießt er auch in die Scheibe einer Versicherung und starrt der jungen Frau, die dort ausgebildet wird, sekundenlang in die Augen. Dieser Augen-Blick hat Isy Michelis traumatisiert.

In der Kriminalreportage Nr.13 vom Juni 2004 hat sie erzählt, wie er ihr Leben aus den Angeln gerissen hat, wie lange sie brauchte, um Hilfe anzunehmen, und welche Hilfen der „Weiße Ring“ Opfern von Kriminalität anbieten kann. Damals war der Mörder noch auf freiem Fuß.

Inzwischen ist er zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Wie ist das, dem Mann vor Gericht noch einmal ins Gesicht sehen zu müssen? Wie geht es ihr heute, fast vier Jahre nach dem Erlebnis?

7 Gedanken zu „Pieke drängt sich vor“

  1. „Und unermeßlich wollte die Sekunde
    Sich dehnen, da wir starrend wechselseitig
    Uns ansahn, sprachberaubt mit offnem Munde.
    Und aus beklommner Brust zuerst befreit ich
    Das schnelle Wort: »Du grause Truggestalt,
    Entweiche, mache mir den Platz nicht streitig!«“

    Chamisso. Mit Grüßen.

  2. Das haben Sie den ollen Adalbert aber schön sagen lassen, lieber JL. Chamisso, der, so ein Zufall, auch hier im Blog bald einen Auftritt haben wird, der Gauner.

    bye
    dpr

  3. „Adel…“, lieber dpr. Im übrigen bin ich zu verschnupft, um darüber hinaus noch eine Polemik gegen den Ankündigungstext im Zitat loszulassen.

    Na denn: grüßend

  4. „Adel…“, ja mei, schon richtig, lieber JL. „Gekettet an Namen & Daten“, wie’s irgendwo so schön heißt. Und schicken Sie Ihren Schnupfen in die Wüste, der hat in der Stube des Büchermenschen nichts zu suchen.

    bye
    dpr

  5. Oh, ganz vergessen, lieber JL: Wogegen wollten Sie denn polemisieren? Na, immer her damit, Ihr Schnupfen müsste doch jetzt weg sein! Etwa gegen den „Weißen Ring“, die Organisation, die auch schon mal „Lolita“ auf den Index setzen wollte wegen Sie-wissen-schon-weswegen?

    bye
    dpr

  6. der Schnupten ist noch da, die Blog-Baustelle funktioniert auch nicht (da hab‘ ich mich selbst rausgeschmissen), und der Aufsatz muß am Wochenende fertig werden. Trotzdem in aller Eile:

    „Bei seiner Flucht schießt er auch in die Scheibe einer Versicherung und starrt der jungen Frau, die dort ausgebildet wird, sekundenlang in die Augen. Dieser Augen-Blick hat Isy Michelis traumatisiert.“

    Das ist einfach schlechte (Ankündigungs-)Literatur, ‚Vergegenwärtigung‘ der schlimmsten Art (für die ich Frau Biermann gar nicht verantwortlich machen will). Der sekundenlange Blick in die Augen symbolisiert die Verletzung, die Traumatisierung, an der kein Zweifel bestehen kann. Stellen Sie sich nur vor, um sie herum und in ihre Richtung würde geschossen — das reicht schon für ein handfestes Trauma. Doch der Text will das noch bildhaft sinnfällig machen mit dem ‚Blick des Bösen‘, der, wenn schon nicht töten, so doch traumatisieren kann. Bei mir trifft das die Unterscheidung zwischen Opfer und Opferkitsch.

    Nu aber an die Arbeit. Grüßend.

  7. Naja, lieber JL, wieder ein Grund mehr, morgen mal reinzuhören. Wenn die Frau diesen Blick als für ihre Traumatisierung verantwortlich empfunden hat, weil sie einen konkreten Anlass dafür braucht, dann ist es nicht Opferkitsch, sondern zeigt, wie jemand ein Trauma rationalisiert. Wobei ja nicht ausgeschlossen ist, dass ein aus „den Medien“ bekanntes Bild gewählt werden musste, „das Böse in den Augen“ eben. Interessant.

    bye
    dpr

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