Vermischtes

An wirklich großen Themen aus der bunten Welt des Krimis mangelt es in der nachösterlichen Woche. Hat Frau Schenkel abgeschrieben und wenn nicht, warum nicht? Wird Ludger Menke Deutschlands literarischer →Superblogger, erhält er die legendären Warholschen 15 Minuten Berühmtheit, die ihm allemal zustehen? Wir müssen abwarten. Und sonst? Ein Streifzug durch die Kleinigkeiten des Dies & Das.

Ah ja, da beginnen wir doch mit einer Frage an die geliebte Leserschaft. Kürzlich nämlich ist mir ein putziger alter Krimi zugelaufen, der zur Gänze aus Zeitungsberichten, Protokollen, Telegrammen, Bildmaterial u.ä. besteht. Kennt die inniggeliebte Leserschaft ähnlich konzipierte Werke der Kriminalliteratur, wo solche Sammelsurien aus Dokumenten wenigstens dominieren? Bin mal gespannt, was da zusammenkommt.

Erstmalig wollte ich gestern eine wtd-Rezension (Rainer Gross: „Grafeneck“) bei amazon.de einstellen. Was mir nicht leichtgefallen ist, aber in jüngster Zeit von einigen Repräsentanten kleinerer deutscher Verlage als „wäre hilfreich“ angeregt wurde. Nun ist es so: das „Rezensionswesen“ bei amazon.de ist, von Ausnahmen abgesehen, die Karikatur einer kritischen Beschäftigung mit Büchern. Verlage, AutorInnen resp. deren ergebener Freundeskreis lancieren unter Phantasienamen Lobeshymnen auf die eigene Produktion und Verrisse wider die Konkurrenz. Dies nachzuweisen, ist gelegentlich von erschütternder Leichtigkeit. Andererseits: Viele Besucher von amazon scheinen sich tatsächlich an den dort eingestellten „Rezensionen“ zu orientieren und finden Besprechungen à la „Dieses Buch ist ganz toll und hat eine flüssige Schreibe!“ hilfreich.

Also, dachte ich mir, machst für kleine Verlage eine Ausnahme und pushst sie ein bisschen via Amazon. Gesagt, getan. Rezension kopiert, das ganze Procedere…aber sogar ich komme manchmal nicht umhin, Kleingedrucktes zu lesen, und irgendwann stieß ich, ganz am Fuß einer Seite auf dieses Sätzlein hier: „Texte werden das Alleineigentum von Amazon.de“. So. Und das wars dann. Oder besser: eben nicht. dpr-Texte sind das Alleineigentum von dpr, es sei denn, irgend jemand kauft ihm die Rechte für gutes Geld ab.

Durch zwei dicke Wälzer arbeite ich mich momentan: die derzeitige Krimi-Bestenlisten-Nummer-eins, Peter Temples „Kalter August“ und Stieg Larssons „Verdammnis“. Der eine 450 Seiten, der andere gar 750, macht schlanke 1.200 Seiten. Entgegen anderslautender Behauptungen ist „Kalter August“ sprachlich nicht so misslungen, dass er unlesbar wäre. Eine Sternstunde der Sprache ist er natürlich auch nicht. Die Schwächen des Buches liegen anderswo, im Inhaltlichen, im Kompositorischen, in der Verwendung von Versatzstücken, wie es der Kriminalroman eigentlich allemal darf, wenn es denn „der Wahrheitsfindung“ dient.

Larsson schreibt auch seinen Zweitling so, wie es schon beim Erstling zu konstatieren war: un-heim-lich redundant und penibel. „Einen Sog“ entwickelt er durchaus, aber der Leser erkauft ihn sich teuer. Aber darüber mehr, wenn ich die beiden Wälzer geschafft habe.

Noch etwas? Nö. Wochenende, Sonnenschein, Gartentor streichen. Am Montag machen wir unseren Lesern ein unmoralisches Angebot. Sollte bis dahin unser Ludger die Superblogger-Medaille errungen haben, ändern wir das Programm und schalten live zu den Krönungsfeierlichkeiten in die Hamburger AOL-Arena.

7 Gedanken zu „Vermischtes“

  1. Natürlich werde ich nicht Superblogger, zumindest nicht in der einen Kategorie, in der wdt jetzt ganz überraschend auch nominiert ist… Außerdem ist das ja eh alles Schmu, wie das Literaturcafe berichtet.

    Ludger
    *kämpft

  2. Wir sind nominiert…ma guckn…tatsächlich…mit einer Rezi von Bernd…jetzt weiß ich auch, warum der Knabe heute morgen in Anzug und Schlips hier aufgetaucht ist, von „Gehaltserhöhung!“ murmelt und alle fünf Minuten fragt, ob die FAZ, die WELT oder wenigstens die ZEIT schon angerufen und nach ihm verlangt hätten…Aber nee: Gewinn du nur mal ruhig. Einen „Nominiert“-Button stellen wir auch nicht aufn Blog. Man muss ja nicht jeden Scheiß äh…

    bye
    dpr

  3. Mal sehen. Ich hab gestern abgeschmirgelt und teilweise grundiert. Heute wird fertiggrundiert, morgen schwarz gestrichen. Streichen ist so ziemlich die einzige handwerkliche Tätigkeit, die ich nicht absolut dilettantisch ausüben kann. Parkettschleifen geht auch noch. Rasenmähen.

    bye
    dpr

  4. Lieber dpr,

    dabei würde doch das „Super Blog“-Logo so schön passen !

    … wobei soll es eigentlich bedeuten ? Die beiden Hände erinnern mich entfernt an ein Symbol aus DDR-Zeiten …

    Dazu passt ja dann auch, dass DER Blog für Leseratten gesucht wird. Richtig: Menschen (und so auch Leser) brauchen eine klare Führung. Bloss keine Irritation durch unterschiedliche und sich „widersprechende“ Rezensionen.

    Beste Grüße

    bernd

  5. Vielleicht sollten wir ein Versuchslabor mit Leseratten eröffnen, lieber Bernd. Erstes Experiment: während eine Kontrollgruppe gar nichts liest, müssen die Probanden zwei Krimis meiner Freundin Anne Chaplet lesen. Voraussehbares Ergebnis: Das Fell der Chaplet-Leseratten färbt sich rötlich…

    bye
    dpr

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