Alligator-Dauerdienst 060807: der Rest

Aus englischen (und schottischen) Gefilden zumeist schwebt nun der Tagesrest über die harrende Gemeinde der Linksucher. Beginnen wollen wir aber, natürlich, mit „Kalteis“.

Die heute morgen versprochene Rezensionslawine zu „Kalteis“ hat ein neues Schneebällchen geboren. In der →„Süddeutschen Zeitung“ erzählt uns (leider nur gegen Entgelt zu lesen) Rudolf Neumaier ein wenig die Handlung und weist darauf hin, „Tatsachenromane“ seien ein eigenes Genre. „Als Pionier auf diesem Gebiet gilt Truman Capote.” – jedenfalls bei Neumaier. Eine kleine Anekdote hat er auch noch: “Eine Buchhändlerin aus Bad Tölz hat Andrea Maria Schenkel eine Lesung abgesagt. Der Mörder sei ihr zu grausam,! habe die Frau am Telefon erklärt. „Kann sein“, sagt die Autorin, „er ist wirklich brutal. Aber so sind Serienmörder.““ Dem kann nicht widersprochen werden.

Als einen „Wissenschaftsthriller der Extraklasse!“ hat Birgit Erwin von →„literature.de“ Kevin Guilfoiles „Das Gesicht des Mörders“ gelesen. „Doch neben allen Spannungselementen kommen auch die ethisch-moralischen Fragen rund um das Klonen nicht zu kurz.“

Von Festivals kann der gemeine Engländer ebenso wenig genug kriegen wie von Krimis. Das „Theakston Old Peculier Crime Writing Festival“ in Harrogate – Lee Child statt Jimi Hendrix, Val McDermid als Janis Joplin, und geregnet hats auch nicht. Spaß gemacht aber wohl doch, wenn man dem →„Telegraph“ glauben kann. Auch der →“Independent” berichtet selbstverständlich aus Harrogate.

Ebenfalls im →„Telegraph“ ein Bericht über den Debütthriller von Nick Stone, angesiedelt auf Haiti, wo Herr Stone seine Kindheit verbrachte. Natürlich mit viel Voodoo…

Und noch ein Festival, diesmal in Schottland. Und wer darf dabei nicht fehlen? Na, na? Genau: Ian Rankin. Und der →„Scotsman“ hat the latest news. „FANS of Ian Rankin’s best-selling Rebus crime series will hear an exclusive extract from the final book at the Edinburgh People’s Festival.”

Das Red Riding Quartet hat David Peace glücklich hinter sich gebracht. Nun stürzt er sich in die Abgründe seiner Wahlheimat Japan: “Tokyo Year Zero”, und der Roman beginnt folgerichtig 1945. “It’s new terrain, yet the same haunted world, with untimely death its principal game. The blasted heath of England, scoured so effectively in his earlier, visceral novels, has been replaced by Tokyo in the aftermath of its holocaust.” – Ein Bericht des →“Scotsman”.

Ebenfalls über David Peaces neues piece of crime fiction berichten →“Times” und →“Guardian”. Kein Zweifel: Rezensionsmäßig ist „Tokyo Year Zero“ das englische „Kalteis“.

„Mystery with a bit of the supernatural“ – das ist nicht jedermanns Geschmack, die Autorin Marylin Maredith mixt das Gebräu aber recht erfolgreich, wie mir einem Interview mit →„Ohmy News“ entnehmen können.

Ruth Rendalls „Not in the Flesh“ wird von Andrea Mullaney im heutigen →„Scotsman“ besprochen. Das Urteil ist ernüchternd: „It may be unfair to excuse snobbery when it comes with nostalgia and not when it comes with mobile phones. But by and large, the classic mysteries were at least gripping reads: Rendell’s latest is just as tired as her hero. Perhaps it’s time for Wexford to retire and enjoy his claret.”

Michele Giuttaris “A Florentine Death” inspiriert den Rezensenten des →“Independent” zu einer erstaunlichen Feststellung: “The writing is closer to the pared-down style of such Americans as Ed McBain than to that of Giuseppe di Lampedusa.“ Umgekehrt wärs merkwürdiger gewesen.

Drei kurze Besprechungen neuer Bücher von Karin Slaughter, Michael Koryta und Lee Vance bietet →„globeandmail“ an.

Hüpfen wir schnell noch über’n Teich und hören, was die →„Washington Post“ zu George D. Shumans „Last Breath“ zu sagen hat. Rezensent Patrick Anderson hat „mixed feelings“.

„Am 25. August wird in der kleinen mittelschwedischen Stadt Sveg in der Provinz Härjedalen das Mankell-Kulturzentrum eröffnet. Henning Mankell persönlich wird das Zentrum in der Gemeinde seiner Kindheit einweihen.“ Hm, keine Lust, kein Geld? →„Der Tagesspiegel“ verlost eine Flugreise für zwei Personen, und wer sich nicht für Mankell interessiert, kann die Zeit für die Elchjagd nutzen oder bei IKEA vor Ort einkaufen.

Wer lieber zurück in die Vergangenheit reist, der wird unseren heutigen Linktipp zu schätzen wissen: Der Blog →„Yesterday’s Papers“ liefert genau das, was sein Name verrät. Und in altem Papier kann man sich bekanntlich verlieren.

Der Dank des Chronisten geht an die Firma Lull und Linder, L & L, linken und liefern.

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