Drei Krimis, die den Tod und die Toten schon im Titel tragen, eine kleine Nachlese 2007, nichts Besonderes, auch nicht wirklich misslungen. Krimis, die man wegliest und die so vergänglich sind wie das Leben selbst…
Der Saarländer Walter Wolter gehört zu den eher Stillen im Lande. Sein Protagonist Bruno Schmidt, ehedem Boxer, jetzt Privatdetektiv, ermittelt seit geraumer Zeit – und das nicht einmal schlecht. „Ein Lied vom Tod“ ist sein fünfter Fall, diesmal macht er Personenschutz für eine Industriellentochter, die ihm aber nicht erzählen will, wovor sie geschützt werden möchte. Derweil ein Profikiller seinem Handwerk nachgeht. Den ausgesuchten Opfern wird vor der Tat noch bedeutungsschwanger die bekannte Italo-Western-Melodie mit der Mundharmonika vorgespielt. Ja, und irgendwann soll es Schmidts Schützling an den Kragen…
Nein, wirklich nicht schlecht. Wolter kann eine Geschichte aufbauen und durchaus lakonisch-witzig erzählen. Woran es bei vorliegendem Buch indes hapert, wird zum Schluss erschreckend deutlich. Das Wer-und-Warum des Ganzen ist zu aufgesetzt und auch zu durchsichtig. Als Leser ahnt man rasch, worauf es hinausläuft – und hofft, es möge nicht so kommen. Kommt aber so. Sehr schade. Denn, noch einmal: Wolter kann erzählen.
Etwas, das man auch von John Sandford behaupten kann. Dessen „Totenklage“ scheitert in seiner Konsequenz verblüffend ähnlich wie Wolters Text. Ein republikanischer Exsenator verschwindet, seine Frau macht den Konkurrenten ihres Mannes und seine „Ordnungstruppe“ dafür verantwortlich. Das Weiße Haus wird unruhig und beauftragt Jake Winter, sich des Falles anzunehmen. Winter verliebt sich natürlich prompt in die betörende Frau des Verschwundenen und kommt, auch das verwundert nicht, einem politischen Komplott auf die Spur.
Ja, hm. Ganz nett erzählt. Aber erstens braucht auch dieser Fall eine Menge Haare, um ihn herbeizuziehen und zweitens kommt alles so, wie man es erwartet. Politik ist ein schmutziges Geschäft, sogar die Guten sind berechnend. Als „atemberaubenden Polittriller“, wie allerorten beworben, mag man „Totenklage“ also eher nicht einschätzen.
„Atemberaubend“ ist eine Beschreibung, die selbst der skrupelloseste Werbefuzzi bei Stephan Booths „Todesstätte“ vermeiden würde. „Gruselig“ käme ihm wohl eher in den Sinn, denn es geht um einen „Psychopathen“, der einen Mord ankündigt, eine Leiche entführt und recht nekrophile Anrufe tätigt. Die Spur führt ins Bestattermilieu – und quer durch Derbyshire. Nach über 500 Seiten kann man ohne Mühen seine Prüfung als Fremdenführer ablegen, so ausführlich beschreibt Booth Landschaft und Sehenswürdigkeiten.
Ausführlich? Oder langatmig? Oder präzise? Trifft alles zu, denn die Lektüre von „Todesstätte“ ist ein Wechselbad der Gefühle. Auch hier ist es dann der Schluss, der den Kritiker aller Sorgen enthebt, denn dieser Schluss ist von der bekannten Art. Wers war, ist völlig wurscht, einer muss es halt gewesen sein, „Psychotriller“ eben, da wird allerhand zusammenanalysiert und auf den letzten Seiten werden Motive und Schlussfolgerungen auf dem Genretablett serviert. Fazit: Hätte was werden können, wurde aber belanglos.
Walter Wolter: Ein Lied vom Tod.
Gollenstein 2007. 236 Seiten. 14,90 €
John Sandford: Totenklage. Goldmann 2007 (Original: Dead Watch (2006), deutsch von Ellen Schlootz). 460 Seiten. 8,95 €
Stephen Booth: Todesstätte.
Goldmann 2007 (Original: The Dead Place (2005) , deutsch von Thomas Bauer).
540 Seiten. 9,95 €
Ich habe den Eindruck, dass es immer langweiliger wird. Weglesen, genau. Die letzten Krimis, die ich gelesen habe (und fertiglesen musste), waren genauso. Gute Romane sind und bleiben eben selten.
Lieber George,
senke halt Deine Ansprüche auf mein Niveau herunter und Du wirst einer der „glücklichsten Leser“ der Welt.
Natürlich, die Spitze bleibt die Spitze und somit dünn. Aber was unsere Nachbarn im Westen (Großbritannien und Irland) da an neuen interessanten Autoren „‚raushauen“, ist wirklich beeindruckend.
Beste Grüße
bernd
Meinsch? Ich lese gerade wieder einen „westlichen Nachbarn“ und bin, gähn, äußerst gelangweilt.
Aber nach deinen Lobeshymnen warte ich auf Ken Bruens Buch bei Rotbuch und auf den westlichen Nachbarn aus dem Saargebiet. (Wehe, es gibt dort keine Beziehungen zu einem Nachbarland.)
Uff! Tatsächlich! Keine meine Figuren schwätzt Französisch, gallischer Boden wird nicht betreten! Also ein völlig atypischer Saarlandkrimi. Aber noch kann ich das eine oder andere Alibisätzchen einschleusen…
„Kommissar Dupont fuhr mit seinem Bicyclette durch die Fußgängerzone. Dort gab es die besten Baguettes der Stadt und eine Chansonette röchelte an der Ecke edithpiaffig.“
bye
dpr
*holt die Zielgruppen ab
Besser noch: „Kommissar Dupont bicyclettisierte über das Trottoir in die Fußgängerzone. Dort gab es die besten Baguettes der Cité. Eine Chansonette edithpiaffte vor einem halbleeren, kuhgemusterten Hut mit Goldrand. Versonnen stand Yvette davor und träumte von den Tagen im Quartier latin, als plötzlich…“
Entlarvt! DU und kein anderer hast all die SR-Tatorte geschrieben! Schäm dich!
bye
dpr
*der gerade den „Emir“ gehört hat und für morgen was Kleines dazu absondert
„Aber nach deinen Lobeshymnen warte ich auf Ken Bruens Buch bei Rotbuch … „
Nur damit, ich hinterher keinen auf’n Deckel bekomme: Bust/Flop ist ein gutes Buch, aber kein typischer Bruen.
Warum eigentlich Flop und nicht Flopp ?
Je ne regrette rien!
Flopp? Wegen der französischen Nachbarn, bei denen heißt es „le floppe“.
Je ne vinaigrette rien aussi!
bye
dpr
*nur Joghurtdressing auf den Salat
Bukowski – über alles…