Noch leicht benommen von unserem gestrigen Betriebsausflug, wollen wir heute die liegengebliebenen Nachrichten und die neu eintreffenden im Laufe des Tages aufarbeiten. Da die KollegInnen schon wieder mächtig vorsortiert haben, beschränken wir uns auf das, was noch nicht gesagt wurde oder wiederholen nur das, was uns besonders Essentiell erscheint. Nach diversen Tiefpunkten des gestrigen Tages (Sülze aus der Tube, Gartenmobiliar mit nicht allerbester Bausubstanz) möge uns dies wieder aufbauen. Und am Montag gibt es dann ein großes Exklusivinterview mit der bekannten Anthologistin Frau G. im Rahmen unserer beliebten Reihe „Zu Gast bei deutschen Krimischaffenden“. Ja, wir haben während unseres Betriebsausflugs auch gearbeitet! So sind wir nunmal!
Beginnen wir mit der kleinen engen Welt des Regionalkrimis. „Letzter hessischer Regionalkrimi“ dröhnt →„Bad Vilbel Online“ und meint Stephan Peters’ „Ritual in den Tod“, Tatort Marburg. Na, schön wärs! Aber der Blick in → „PR Online“ belehrt uns eines Besseren. Dort nämlich erwartet uns „Das Böse vom Niederrhein“, was natürlich nur ein Regionalkrimi sein kann: „Der Gaesdoncker Lehrer Dr. Jürgen Hühnerbein hat mit dem Niederrhein-Krimi „Finsternis im Kopf“ sein erstes Werk geschrieben. Ein anspruchsvoller Roman.“ Ja was nun, Regionalkrimi oder anspruchsvoller Roman?
Hieße ich Peter Ripper, wäre ich auch Krimiautor. Und würde – einen Fuldakrimi schreiben, so wie Peter Ripper aus Hofbieber mit „Karlo und der letzte Schnitt“. Ein Debütroman, und der Autor sagt dazu einen wirklich sehr schönen und doppelt erhellenden Satz in der →„Fuldaer Zeitung“: „Als ungeübter Schreiber bediene ich mich gerne dem Werkzeug Laptop“, sagte Ripper auf Fragen nach seiner Arbeitsweise. Seine Zuhörer ermunterte er zum Verfassen von eigenen Texten…“ Uns stehen also viele weitere ungeübte Schreiber bevor, die sich dem Krimi bedienen.
Ein ungeübter Schreiber ist Jan Seghers nun wirklich nicht, aber einen Laptop hat er wohl auch. „In bewährter Erzähltechnik setzt Jan Seghers parallele Handlungen in Gang“, lobt die →„Wiener Zeitung“ Seghers’ „Partitur des Todes“.
Überhaupt die „Wiener Zeitung“ (wieso macht das nicht die Frau Krimi?). Der sehr beachtenswerte Manfred Wieninger berichtet von einem →Weiterbildungslehrgang bei der Polizei, das richtige Schießen betreffend, vorgestellt werden Evelyn Grills →„Schöne Künste“ vor und Beate Maxians →„Tödliche SMS“.
„Pünktlich zur soeben eröffneten Wellenreit-Saison 2008 erscheint das beeindruckende Debütwerk von Gerry Esser aus Köln: Santa Suzana – ein Krimi der besonderen Art.“ Schreibt – nein, nicht TAZ oder FAZ, sondern das →„Extremsport Lifestyle Magazin“. Und tatsächlich kommt es uns, je mehr Meldungen wir hier zum besten geben, so vor, als handele es sich nun auch beim Krimilesen fast schon um eine Extremsportart, nicht olympisch zwar, aber das wird wohl noch kommen. Gedopt jedenfalls wird schon kräftig, wenn auch bisher nur mit starkmuskulösen Worten.
Kommen wir nun zu den Hypes, den gestrigen und heutigen und denen von morgen.Die Verfilmung zweier Kriminalromane von Frank Schätzing wirft ihre Schatten auch in Form launiger Interviews voraus. Im →„Tagesspiegel“ erklärt der Autor, warum man aus schier jedem Thema einen Krimi machen kann und warum viele Menschen ihr Steak blutig wollen.
Etwas gestrig ist auch „Tannöd“, aber Hinterkaifeck, wo sich die schauerlichen Dinge wirklich zugetragen haben, lebt weiter. Jetzt im Bauernmuseum Jexdorf, wie die →„Süddeutsche“ weiß. Derweil die Urheberin der ganzen Aufregung in Potsdam weilt und den dortigen →„Neuesten Nachrichten“ ein Interview gibt.
Politischer Hype von gestern ist auch die Geschichte der Latex-Landrätin, die den Stoiber Edi mit in den Abgrund gezogen hat. Krimistoff? Aber immer! Jedenfalls für Harry Luck, Redakteur des „Focus“, der nun „Das Lächeln der Landrätin“ beschreibt und das alles exklusiv vorabdrucken lässt. Wo? Im →„Focus“ natürlich.
Einen kleinen Vorgeschmack auf den in den nächsten Wochen zu erwartenden Hype um Henning Mankells neues Buch liefert die Berichterstattung über des Meisters Auftritt in Wien am 20. Mai. Sowohl →„live-pr“ als auch →„vienna.at“ freuen sich auf das Erscheinen des alten Schweden und blicken auf das neue Werk, „Der Chinese“, wobei unsereiner aber zuerst an Friedrich Glauser denkt. Die →„Berliner Literaturkritik“ schreibt auch etwas zum Thema, aber merkwürdigerweise kriege ich die Seite nicht auf, was hoffentlich nichts mit der Qualität des Inhalts zu tun hat.
Keine Sorge, ich habe mir nur ein paar Stündchen Sonne gegönnt, vor ich mich an die Regionalzeitungen mache. Die kommen Morgen.