Spanien – Italien. Die Krimirezension

Spanien – Italien. Ein Klassiker! Lesen Sie dazu eine Rezension unseres Partnerblattes „Der Itzehoer Volksbote!“ Wir danken der Redaktionsleitung für die freundlich gewährte und kostenlose Abdruckgenehmigung.

Zu einem intellektuell hochwertigen Clash of Cultures kam es am Rande der heurigen Fußball-EM, als sich die theoretischen Delegationsleiter der Mannschaften aus Spanien und Italien in den Wiener Ernst-Happel-Stuben zu einer Tagung zusammensetzten. Thema: Was ist Fußball? Was ist Krimi? Was ist Fußballkrimi?

Wie nicht anders zu erwarten, betonte der spanische Diskussionsbeitrag das Primat des Ästhetischen. So wie beim Fußballspiel alles auf die Ballbehandlung ankomme, so beim Krimischreiben alles auf die Sprachbehandlung. Und immer nach vorne spielen! Kein unnötiges Quergeschiebe, keine Sub- oder Metahandlung.

Wie ebenfalls nicht anders zu erwarten, wurde dies von der italienischen Delegation kategorisch zurückgewiesen. Wichtig sei es, den Plot erst einmal in den eigenen Reihen zu behalten. Die Handlung wolle genau austariert werden, ohne Risiko, ohne die Gefahr eines dramaturgischen Fehlpasses. Erst wenn Spieler respektive Autor sicher sein könnten, einen Angriff mit höchster Erfolgsquote starten zu können, sei ein hoher Ball auf den vorne einsam lauernden Luca Toni erlaubt resp. ein angedeuteter Suspense auf den linken Fuß von Patricia Highsmith.

Nun wogten die Meinungen hin und her. Es sei, so tönte es aus der italienischen Ecke, nicht einzusehen, warum immer nur Technik im Mittelpunkt zu stehen habe. Das Beispiel des deutschen Kriminalromans wie des deutschen Fußballs unterstreiche die Bedeutung des Kampfes und der Schweißdrüsen. Dem hielt man aus dem spanischen Lager entgegen, nichts sei befriedigender als ein Dribbling, ein etwas verschnörkelter Satz zum Beispiel oder ein angetäuschter Schuss.

Die Gemüter erhitzten sich, der Diskurs zog sich dahin und ging in die Verlängerung. Meinungen wurden ausgetauscht, Glaubensbekenntnisse gemacht. Eine Einigung war zu keiner Zeit in Sicht und so musste folgerichtig ein Elfmeterschießen über die Fragen, was Fußball und Krimi seien, entscheiden. Hier behielt die spanische Auffassung glücklich die Oberhand.

dpr

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